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Chapter 16 - Ich werde dich beschützen

Ihre Nähe brachte Elias dazu zu lächeln, dieses Mal jedoch aufrichtiger. Er wurde an ihre Kindheit erinnert, als sie noch ein übermütiges junges Mädchen war. Sie rannte zu ihm, umschlang ihn mit ihren kleinen Armen und lächelte mit der naivsten Freude, ohne wirklich zu begreifen, wer er war.

Elias fragte sich bis heute, was sie so an ihm mochte.

"Aber das heißt nicht, dass es nie passiert ist", fügte er hinzu.

Und damit war der Zauber gebrochen. Sie hob ihren Kopf, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Ihre Unzufriedenheit war unübersehbar. Die Mundwinkel senkten sich zu einem finsteren Blick, und sie schaute zur Seite.

Das Lächeln verschwand von Elias' Gesicht. Sie war gut darin, einen Wutanfall zu bekommen. Die Worte, die sie sagen wollte, lagen ihr auf den Lippen, doch sie sprach sie nicht aus. Man konnte sie förmlich von ihrem Gesicht ablesen.

"Bin ich so abstoßend?", fragte er. "War es so langweilig, dass du es vergessen möchtest?"

"Nein, natürlich nicht!" Sie ließ es herausplatzen.

Im nächsten Moment realisierte sie, was sie da gesagt hatte. Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen und verbarg es vor ihm.

Elias' Hände bewegten sich zu ihrer Taille. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie erschreckend dünn sie war. Hatte sie denn überhaupt nichts gegessen?

"Es ist nur ...", begann sie und brach dann ab. "Es ist einfach so peinlich!"

Elias hob eine Augenbraue.

"Ich habe solch anzügliche Geräusche von mir gegeben, und du..."

"Aber ich habe das schöne Geräusch, das du machst, genossen."

"Elias!"

Ein schelmisches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, frech und sündhaft. Er beugte sich vor, um mehr von ihren glühend roten Wangen zu sehen. Wenn sie seinen Namen so aussprach, fiel es ihm schwer, sie nicht einfach an das Geländer zu drücken und seinen Willen durchzusetzen. Sie reizte ihn auf ungeahnte Weise.

"Kannst du es nicht bitte vergessen? Für mich?"

Elias lachte. Sie versteckte ihr Gesicht vor ihm, doch es nutzte ihr nichts.

Er stand ihr immer noch unerträglich nahe. Ihre Fingerspitzen berührten fast seine Brust, doch sie hatte keine Fluchtmöglichkeit. Würde sie weiter nach hinten weichen, könnte sie vom Balkon stürzen – nicht dass er es zulassen würde.

Elias hatte versprochen, sie in diesem Palast zu halten. Nach heute Nacht würde sie die Außenwelt nicht mehr kennen. Dies wäre nun ihr Zuhause. Wohin sie auch ging, seine Männer würden sie begleiten. Nie mehr müsste sie vor erhobenen Händen zurückweichen.

"Und warum sollte ich dir überhaupt einen Gefallen tun?"

Adeline stöhnte. "Du bist ganz anders als die Männer aus meinen Romantikromanen."

Elias spottete. "Die sind aus gutem Grund fiktiv."

Adeline überlegte, was diese Männer so gütig gegenüber ihren Geliebten machte. Doch der Gedanke brachte ihre Wangen erneut zum Glühen. Geliebte. Das war eine intime Bezeichnung, die nicht zu Adeline und Elias passte.

Sie beantwortete ihre eigene Frage. Irgendwo in ihr regte sich ein bisschen Unmut. Nur ein winzig kleines bisschen.

"Alles hat seinen Preis, meine liebe Adeline", murmelte er beschwichtigend. Sein Atem streifte die Seite ihres Nackens und fühlte sich kühl an. Sie zitterte als Antwort und neigte sich unbewusst näher zu ihm.

"Es gibt eben nichts umsonst." Sein Daumen strich unter ihrem Kinn entlang, und er ergriff vorsichtig ihr Kinn mit den Fingern.

"W-was wünschst du dir dann als Gegenleistung?"

"Dich."

Adeline musste unwillkürlich lachen. Es war ein leises, unterdrücktes Kichern. Sie musste sich den Mund zuhalten und den Kopf schütteln.

"Mach keine Scherze mit mir."

"Ich mache keine Scherze."

Adeline schaute auf. Er war todernst. Und sie erschrak. Plötzlich wurde ihr ihre verfängliche Position bewusst. Eines ihrer Beine war zwischen seinen Oberschenkeln eingeklemmt, und sein unterer Körper presste sich gegen ihren Magen. Mühelos drängte er ihren Körper gegen das Geländer. Ein Arm umklammerte ihre Taille, der andere berührte ihr Kinn.

Er hatte den Kopf gehoben und leicht geneigt. Er meinte es todernst.

"Warum... warum solltest du mich wollen?" Ihre Stimme war verloren und verwirrt. "Ich bin doch wie die anderen Mädchen auf dieser Party..."Einige Menschen sind sich ihrer eigenen Schönheit wirklich nicht bewusst. Das überrascht mich."

"Das nennt man geringes Selbstwertgefühl, herzlichen Dank", entgegnete sie sarkastisch.

"Es ist zumindest erfrischend, dass du in der Lage bist, Kontra zu geben."

Adeline wandte sich ab. Sie wollte ihn nicht weiter verlegen sehen. Tante Eleanor hatte sie stets dafür getadelt, wenn sie andere Leute zurechtwies. Vor allem Sarkasmus missfiel der Madame besonders.

"Lass mich mehr davon hören", forderte er sie heraus.

Elias drehte ihr Kinn zu sich. Seine Augen blitzen auf. Sie fühlte sich ertappt. Es war nicht zu übersehen, an ihren glänzenden Augen und der leicht gerunzelten Nase. Sie gab sich alle Mühe, nicht zu erröten. Er fragte sich, ob sie einfach zu viel Blut in sich trug. Wann war sie nicht rot geworden in seiner Gegenwart?

Adeline reagierte, als wäre jedes seiner Worte Sünde. Sie war entweder peinlich berührt oder genervt, oder beides. Er zog letzteres vor.

"Als Kind warst du viel kecker, meine liebe Adeline."

Adeline zuckte zusammen. Endlich erinnerte sie sich an die Frage, die sie vergessen hatte. "Du kanntest mich als Kind…?"

"Du bist eine Prinzessin, Adeline. Es wäre undenkbar, wenn ein König die Geburt der ersten Prinzessin von Kastrem verpassen würde."

"O-oh…"

Als seine Worte sanken ein, weiteten sich ihre Augen. Was hatte er gerade gesagt? Ihr Kopf schnellte entsetzt hoch.

Ihre Haut erblasste.

Sein Grinsen wurde breiter.

- - - - -

"Wo zum Teufel ist sie?" Asher stand an der Stelle, an der Adeline hätte sein sollen. Das grellgelbe Dessert in seiner Hand wirkte fehl am Platz, vor allem, weil die menschlichen Mädchen ihm neugierige Blicke zuwarfen, nur um dann kichernd untereinander zu tuscheln.

Ashers Augen verengten sich. Dieses lächerliche Schauspiel würde nicht stattfinden, wenn Adeline gehorsam gewesen wäre. Sie hätte einfach an Ort und Stelle bleiben müssen.

Adeline war schwach und schutzlos. Genoss sie es, den Tod und die Gefahr anzulocken? Warum streifte sie allein an einem Ort umher, der von blutsaugenden Kreaturen wimmelte, die sie wie ein kleines Lamm sahen?

"Hah...", seufzte er laut. "Du liebst es einfach, Unheil anzurichten."

Asher war nicht überrascht.

Das unschuldigste Lächeln verbirgt das dunkelste Herz.

Adeline verstand es meisterhaft, ihre verschmitzte Seite zu verbergen. Er erinnerte sich an ihre gewagten Streiche im Palast. Doch alles kam abrupt zum Stillstand, als der Kronprinz und die Prinzessin tot auf ihrem Anwesen aufgefunden wurden. Die erste, die ihre leblosen Körper entdeckte, war die junge Prinzessin selbst.

"Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen", tadelte sich Asher. Er drehte sich um und beobachtete ihre Umgebung. Menschen und Vampire mischten sich untereinander, als gäbe es keinen Hass zwischen ihnen.

Mit dem fortschreitenden technologischen Fortschritt entwickelten sich auch die Menschen weiter. Schließlich vergaßen die Menschen, wie schrecklich sich die Vampire während des Krieges der Arten verhielten.

Asher beobachtete ein Pärchen. Offensichtlich war der Mann ein Vampir, erkennbar an seinen scharfen Gesichtszügen und der blassen Haut. Die Frau war ein Mensch, dies verriet die Wärme auf ihren Wangen.

"Diese verdammten Bestien...", knurrte Asher leise. Sobald er den Kerl, der mit Adeline tanzte, erwischte, würde er dafür sorgen, dass der Mann sich hier nie wieder blicken ließ.

Wer zum Teufel war dieser Mann überhaupt? Asher bemerkte, dass die Vampire zurückwichen und den Mann ehrfurchtsvoll anstarrten. Einige senkten sogar den Kopf, wie ein Hund, der den Schwanz einklemmt.

Der Mann gehörte zum Reinblütigen Adel. Nur dieser Rasse, diesen Adelsblutlinien wurde ein solcher Respekt zuteil.

"Von allen Vampiren, die sie anziehen konnte, musste es unbedingt ein Reinblütiger sein."

Asher schüttelte missbilligend den Kopf. Sie hätte sich für einen Halbblüter entscheiden können, halb Mensch, halb Vampir oder sogar für einen Schwächling, dessen Eltern beide Vampire waren, deren Blut jedoch zu verdünnt war, um zurückverfolgt zu werden.

"In was für Schwierigkeiten hast du dich bloß gebracht, Adeline?" murmelte Asher vor sich hin.

"Das ist sowieso egal", sagte er mit fester Entschlossenheit. "Ich werde dich immer vor Schaden bewahren."

Sein Griff um den Porzellanteller wurde fester. "Selbst wenn es mich mein Leben kostet. Ich werde dich beschützen, Adeline."