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Chapter 4 - Wie sich die Geschichte wiederholte

'"Ich wurde schon einmal entführt..." sagte Lina langsam.

Kaden schien ihr nicht zu glauben.

"Sind wir uns schon einmal begegnet?", fragte er.

Seine gleichgültige Stimme streichelte ihre flammende Haut und ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Lina wollte ihn ablenken. Wenn er weiter bohrte, könnte es gefährlich werden.

"Dieser Anmachspruch ist alt." Lina ignorierte seinen stechenden Blick.

Kaden strich mit dem Daumen über seine Unterlippe, seine Mundwinkel hoben sich leicht. Er wirkte leicht amüsiert von ihr, aber auch etwas irritiert, als wüsste er nicht, was er mit ihr anfangen sollte.

Linas Blick folgte der Bewegung seiner Hand, verweilte auf seinem markanten Kiefer und seinem Mund.

Plötzlich hielt das Auto an, und Sebastian stieg aus.

"Verschwinde, kleine Taube", warnte Kaden sie.

Lina fühlte sich von dem Spitznamen geschmeichelt. Inwiefern ähnelte sie einer Taube? Sie sah auf ihr weißes Kleid herab, sagte jedoch nichts und stieg schnell aus dem Auto.

Überrascht sah Lina ihre Universität. Aber sie hatte es ihm nie erzählt...

Die Autotür schlug zu.

Kaden beobachtete sie durch das getönte Fenster. Sie war sich ihrer Schönheit nicht bewusst, das sah man an ihrer gespannten und von der Umgebung verwirrten Haltung. Vor dem Universitätseingang begann sich eine Menschenmenge zu versammeln.

"Finde alles über sie heraus", befahl Kaden mit scharfer Stimme.

"Sofort, Boss", antwortete Sebastian und aktivierte sein Tablet. Sie hatten bereits ihren Universitätsnamen und ihren vollständigen Namen. Das dürfte doch nicht so schwer sein, oder?

"Zurück zur Firma", wies Kaden seinen Sekretär Sebastian an.

"Ja, Boss", antwortete Sebastian und gab dem Fahrer das Signal.

Sebastian bemerkte, dass sein Boss immer noch Lina anstarrte, mit einem dunklen und listigen Funkeln in den Augen.

Der Boss bemerkte nicht einmal, dass die Leute das Auto anstarrten und versuchten, einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Wenn die ganze Welt auf ihn schaute, schaute er auf sie.

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Lina fragte sich, wie er ihre Universität kannte, aber er fuhr weg, bevor sie fragen konnte. Sie hoffte, dass dies das Ende der Geschichte war... und dass sie ihn nie wiedersehen musste. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, denn seine Zukunft war ebenso unheimlich wie ihre gemeinsame Vergangenheit.

Lina versuchte, nicht an ihre wiederkehrenden Albträume zu denken, in denen Kaden immer eine Rolle spielte. Ständig spukte er in ihrem Kopf, in ihrer Vergangenheit und in ihrer Seele.

"Die Geschichte darf sich nicht wiederholen", sagte Lina zu sich selbst.

Lina begann, ihre Vergangenheit zu betrachten. Ihr erstes Leben, um genau zu sein.

Wie war es möglich, dass Kaden noch lebte? Der zweite König von Ritan hätte vor 900 Jahren sterben müssen...

Gedankenversunken wurde Lina aufgeschreckt, als jemand sie am Arm packte.

"Wahnsinn, das ist das erste Mal, dass ich dich so geistesabwesend sehe! Wenn du während der Prüfungen doch nur so wärst", schnaubte eine Stimme neben ihr.

Lina drehte den Kopf und erkannte ihre liebe Freundin Isabelle. "Das liegt daran, dass ich während der Prüfungen nicht nachdenken muss", erwiderte sie.

"Es muss schön sein, die Antwort sofort zu kennen", schnaubte Isabelle. "Während armselige Einfaltspinsel wie ich durch Hürden springen müssen, nur um rauszufinden, welche Gleichung sie anwenden sollen."

Lina lachte leise und tätschelte den Arm ihrer Freundin. "Nun, wenn du aufpassen würdest, statt jeden Tisch als dein persönliches Schläfchen-Kissen zu betrachten, würdest du sicher nicht so viel kämpfen müssen."

Isabelle rollte mit den Augen. Sie ignorierte die häufigen Blicke in ihre Richtung, vor allem von den Männern ihrer Abteilung. Mittlerweile war das schon die Norm.

"Übrigens, ich wusste nicht, dass du auch aus wohlhabendem Hause bist", sagte Isabelle.

Normalerweise war Isabelle diejenige mit Geld, die ihre bedauernswerte Lina unterstützte, deren Überlebensration aus Kaugummi und Kaffee bestand. In der Ferne war ein leises Grollen zu hören, das einen Regenschauer ankündigte.

Lina erblasste bei dem Gedanken daran. Sie wollte sich von dem bevorstehenden Unwetter ablenken.

"Wovon redest du?", fragte Lina und wischte Isabelles Bemerkung beiseite. Sie waren nun seit zwei Jahren befreundet und benahmen sich, als wären sie seit Langem verlorene Schwestern.

So drückte es jedenfalls Isabelle aus. Obwohl sie befreundet waren, wusste Isabelle nicht viel über Linas Hintergrund.'"Die schwarze Limousine", sagte Isabelle. "Die benutzt mein Vater immer für rote Teppiche."

Lina beschloss, sich auf die halbe Wahrheit zu beschränken. "Ich bin im Museum in Ohnmacht gefallen und ein netter Fremder hat mich hierher gebracht."

Nett... ja klar. Lina unterdrückte den Impuls, mit den Augen zu rollen.

"Du bist schon wieder ohnmächtig geworden?" Isabelle stöhnte. "Du solltest echt mal zum Arzt gehen. Eines Tages brichst du noch mitten auf der Straße zusammen."

"Ich habe nur Anämie", log Lina.

"Das sagt diejenige, die jeden Morgen in Ohnmacht fällt", spottete Isabelle.

Isabelle hatte nicht mehr gezählt, wie oft Lina wach wurde, sie berührte und dann für ein paar Sekunden zusammenbrach, bevor sie wieder auf die Beine kam. Das war mittlerweile ihre morgendliche Routine geworden.

"Aber heute Morgen nicht", korrigierte Lina Isabelle.

"Oh, das wundert mich jetzt", sagte Isabelle.

"Das kannst du nicht wissen", mutmaßte Lina. "Wo warst du heute Morgen?"

Isabelle wich dem Blick aus und spielte mit den Spitzen ihrer Haare. Sie lehnte sich immer noch an Lina und verschränkte ihre Arme mit denen ihrer Freundin.

"Solange du nichts tust, was mich demnächst zur Tante macht, musst du es mir nicht erzählen", lachte Lina und fragte sich, warum Isabelle so geheimnisvoll tat.

Aber Lina wollte nicht urteilen. Sie selbst hatte ihre Geheimnisse und verstand es nur besser, diese zu verbergen.

"Keine Sorge", entgegnete Isabelle spöttisch. "Wenn die Hälfte der Männer auf dem Campus hinter dir her ist, bezweifle ich, dass mir überhaupt jemand bleibt, mit dem ich Kinder kriegen könnte."

"Was ist mit dem Typen von letzter Woche?"

"Welcher? Da gab es drei", antwortete Isabelle naiv.

"Stimmt…" Lina ließ den Satz in der Schwebe.

Die Leute sahen in ihre Richtung, doch sie hatte das Gefühl, sie beobachteten hauptsächlich Isabelle. Sie konnte es ihnen nicht verdenken.

Isabelle besaß eine solche Schönheit, dass sie Männer wie Frauen gleichermaßen in ihren Bann zog. Ihr Selbstbewusstsein war ebenso anziehend wie eindrucksvoll.

Manchmal wunderte sich Lina, welches Geheimnis Isabelle für ihre Hautpflege hatte. Isabelle musste sich nur mit Wasser das Gesicht waschen und wachte mit makelloser Haut auf. Lina war Zeugin davon geworden.

"…der Zweite König…"

Lina wurde abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt, speziell Isabelle zugewandt. "Was?"

Isabelle blinzelte und neigte den Kopf. "Ich fragte, ob dir die Führung über den Zweiten König von Ritan gefallen hat."

Langsam nickte Lina, fühlend, als hätte sie überreagiert. Mühsam ein Lächeln aufsetzend, blickte sie nach vorne.

"Ich habe die Führung verpasst, aber ich habe einen Mann getroffen, der aussah wie er", gab Lina zu.

"Wirklich?" Isabelle strahlte, ihre Augen glänzten vor Aufregung wie die eines Kindes an Weihnachten. "Man sagt, der Zweite König war so gutaussehend, dass sich die Frauen zu seinen Füßen warfen, aber er liebte nur—"

"Die bevorzugte Prinzessin des feindlichen Königreichs", murmelte Lina, denn sie erinnerte sich sehr gut daran.

Wie könnte sie auch nicht? Sie war da, um den Moment zu erleben.

"Seufz, sie hatten so eine romantische Liebesgeschichte", sagte Isabelle sehnsüchtig.

"Nun, so romantisch war es nicht, angesichts der—"

"Ach, ich bin nur an ihrer Liebesgeschichte interessiert, nicht an ihrem Ende", unterbrach Isabelle und hüpfte fröhlich die Straße zu ihrem Wohnheim entlang.

Jetzt, wo der Unterricht vorbei war, begannen sie Pläne für die lange Winterpause zu schmieden, bevor die Frühlingskurse starteten.

"Findest du nicht auch?" fragte Isabelle.

"Ich nehme an...", murmelte Lina.

Lina lächelte schmerzlich. Klar, alle mochten die romantischen Aspekte, aber nie die Tragödie, die danach folgte.

Lina berührte ihren Nacken und seufzte. Sie sah zum Himmel auf und fragte sich, welcher schamlose Gott sie mit diesem Schicksal verflucht hatte.

Es war schon schlimm genug für Lina, Albträume zu haben. Nun musste sie auch noch mit ansehen, wie sich die Geschichte wiederholte.