Schattens Sichtweise
Ich hatte es nicht mehr ertragen Julia vor sich hin vegetieren zu sehen bei mir. Nachdem ich sie mit meinen dämonischen Kräften schlafen legte, und sie mir auch im Schlaf erzählte, dass ihr die Freiheit fehlte, entstand der Entschluss sie nach Hause zu bringen. Ich beriet mich mit meinen Beratern. Denn ich ahnte, dass sie es nicht gut aufnehmen würde. Den Kompromiss sie ab und an zu besuchen mochte ich aber, und als ich eine Träne über ihr Gesicht sah stutzte ich kurz. Hatte sie alles verstanden? Nein, das konnte nicht sein. Trotzdem verstärkte ich nun nochmals meine Kräfte auf sie. Danach schlief sie die ganze Zeit ohne sich zu rühren.
Ich legte sie in ihrer Wohnung in ihr Bett. „Wir sehen uns wieder. Ich verspreche es. Warte auf mich." sagte ich zu ihr, und küsste sie auf die Stirn. Das löste allmählich den Bann, der sie zum schlafen brachte. In 10 Minuten wäre sie wach.
Ich flog wieder zurück, und beschäftigte mich damit wieder Menschen, die ihr Leben hier beenden wollten, dieses mit Qualen für die Seelen zu tun. Einige starben nach wenigen Stunden. Einer hielt fünf Tage durch.
Wie es Julia wohl gerade ging? Wahrscheinlich genoss sie die Sonne und Luft draußen. Sollte ich sie besuchen? Zumindest geistig konnte ich es.
Ich ging in ein leeres Zimmer, und brachte meine Seele zu ihrer Wohnung. Sofort spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Es war zu ruhig. Aber sie war da. Ich war mir sicher. Im Wohnzimmer fand ich sie im Sessel eng zusammen gekauert. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen leer. Vor ihr stand auf dem Tisch ein halb volles Glas Wasser.
Ein Handy klingelte. Sie holte es aus ihrer Tasche, schaltete es aus, und nahm das Glas Wasser. Sie trank es aus, und kauerte sich wieder hin, nachdem sie das Glas abgestellt hatte.
Ihr ging es augenscheinlich schlechter als bei mir. Da hörte ich sie murmeln: „Noch drei Tage…" bis sie einschlief. Was war in drei Tagen?