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Chapter 11 - Das verfluchte Kind

"Was waren das für nutzlose Nachrichten, die da plötzlich vor mir aufgetaucht sind?"

Ray hatte leider keine Zeit, sich die Nachrichten näher anzusehen, da er sie schnell wie möglich ablegte. Die seltsamen Meldungen waren nur ein Hindernis für seine Aufgabe.

Er ging zu Amy, die auf dem Boden lag und überprüfte sie auf irgendwelche sichtbaren Verletzungen. Glücklicherweise sah es nicht so aus, als wäre Amy schwer verletzt. Sie war nur ohnmächtig geworden, überfordert von der Situation.

Er nahm sie hoch und legte sie auf seinen Rücken.

Als er dann einen Blick auf die Umgebung warf, fiel ihm auf, dass Gary immer noch bewusstlos unter einem Baum lag, und was die anderen beiden anging...

Er war sich nicht sicher, wie es um ihren Zustand bestellt war.

Er schüttelte den Kopf. Er wusste, dass er nicht alle von ihnen zurückbringen konnte.

Seine Kraft war nur ausreichend, um eine weitere Person zu tragen.

Doch wenn jemand hier alleine und bewusstlos zurückgelassen wurde, würden sie sicherlich von den anderen, kleineren Tieren gefressen werden. Beutetiere fraßen oft die Überreste von höherrangigen Tieren. Diese Tatsache im Hinterkopf, konnte er sie unmöglich hier zurücklassen.

Er wusste jedoch, dass er eine Entscheidung treffen musste.

Er kannte nur Gary und Amy. Er hatte keine Ahnung, wer die anderen beiden Jungs waren, aber er entschied sich dafür, Gary hochzuheben und ihn in seinen Armen zu tragen, während Amy sanft auf seinem Rücken lag.

Der Weg aus dem Wald war unendlich viel langsamer als der Weg hinein. Obwohl er das Gefühl hatte, viel mehr Energie zu haben, war es selbst für Ra eine große Aufgabe, zwei Personen zu tragen.

Er wusste nicht, wie lange er die beiden schon trug, es fiel ihm nur schwer, bei Bewusstsein zu bleiben.

Es schien, als hätte auch ihn die Wunde in seiner Brust schwer getroffen.

Schließlich schaffte er es, den Ausgang des Waldes zu erreichen und trat ins Dorf ein, wo er einige Leute sprechen hörte.

"Dort drüben sind einige Kinder!"

"Sie sehen aus, als kämen sie aus dem Wald."

"Das müssen die vermissten Kinder sein, ruft schnell ihre Eltern!"

Das ganze Dorf kam schnell herbei, um zu sehen was vor sich ging. Mit beiden Händen legte Ray Amy und Gary vorsichtig auf den Boden.

"Bitte überprüft sie... ob es ihnen gut geht…" Ray versuchte aufzustehen und weg zu gehen, aber er fiel stattdessen sofort hin. Er war in diesem Moment einfach zu schwach, alles was er hören konnte, waren Stimmen inmitten seiner verschwommenen Vision.

"Was zum Teufel ist hier passiert?"

"Ich weiß es nicht, er kam mit Gary und Amy hier hin. Die drei kamen aus der Richtung des Waldes."

"Gary und Amy? Was ist mit Bob und Kyle?"

"Es tut mir leid, er hatte nur die beiden bei sich…"

Ray konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr klar sehen, aber er wusste, dass die Person, die ihn anschrie, eine Frau war. Die Frau hielt ihn an seinem Kragen fest, hob ihn vom Boden und schrie.

"Wo sind Bob und Kyle?!" Sie weinte.

Ray wollte antworten, aber er war viel zu müde. Er konnte keinen einzigen Teil seines Körpers mehr bewegen.

Plötzlich verpasste ihm die frustrierte Frau einen Schlag ins Gesicht.

"Du bist derjenige, der das verursacht hat, du verfluchtes Kind! Das ist alles deine Schuld! Wo sind meine Kinder?! Gib mir meine Kinder zurück!"

Ray konnte nicht glauben, was geschah. Aber er wusste, dass diese Frau zu ängstlich war, alleine in den Wald zu gehen, also ließ sie ihre Frustration an ihm aus.

Statt ihn zu verteidigen, begannen die anderen, die Frau zu unterstützen.

"Sag ihr, wo sie sind!"

"Er war es wahrscheinlich, der sie in den Wald gelockt hat…"

"Der Fluch ist wahr! Sieh dir an, was mit den Leuten um ihn herum passiert ist!"

Die Frau schlug Ray wieder und wieder ins Gesicht. Jedes Mal als er spürte, dass er das Bewusstsein verlor, schlug die Frau ihn wach und fragte, wo ihre Kinder seien.

Ray knirschte mit den Zähnen und versuchte mit letzter Kraft zu sagen: "Sie sind... im... Wald…"

Die Frau ließ Rays Kragen los, und er fiel zurück auf den Boden.

"Du hast nur Gary und Amy hierher gebracht? Du hast sie dort zum Sterben zurückgelassen?!" schrie sie.

Die anderen begannen, sie erneut zu unterstützen.

"Wie kann er nur so herzlos sein… Er hat es geschafft, Gary und Amy zu retten, aber warum hat er Bob und Kyle nicht gerettet?"

"Bob und Kyle sind Kinder, wie können sie nur im Wald überleben?"

Die Flüsterei rund um Ray machte ihn wütend. Haben diese Leute vergessen, dass auch er ein Kind ist? Oder hat sie die Tatsache, dass sein Haar rot geworden war, vergessen ließ, dass er noch ein Mensch war?

'Sie sehen mich bereits als ein Monster an; sie sehen mich nicht mehr als Kind.'

Ray lächelte bitter.

In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass diese Menschen viel furchterregender waren als die Bestien, die sie so sehr fürchteten.

Sie waren die wahren Monster.

Die Frau griff nach einem Holzbrett und lief auf Ray zu. Es war offensichtlich, was sie vorhatte, aber niemand versuchte sie aufzuhalten.

Ray knirschte mit den Zähnen.

'Werde ich so sterben?'

'Ermordet von einem Holzbrett?'

'Was für ein schlechter Witz… Ich schwöre, wenn ich jemals eine dritte Chance bekomme, dann werde ich alles zehnfach zurückgeben.'

Die Frau schwang das Holzbrett und wollte Ray an den Kopf schlagen, aber etwas hielt es auf, bevor es ihn erreichen konnte. Ray öffnete seine Augen wieder und sah einen kleinen Jungen mit lockigen blonden Haaren vor sich.

Es war Gary.

Doch bevor Ray überhaupt begreifen konnte, was auf ihn zukam, holte ihm die Erschöpfung ein und er fiel bewusstlos zu Boden.

Erst wenige Augenblicke zuvor war Gary wieder zu Bewusstsein gekommen.

Dass er noch immer lebte, ohne dass Amy da lag, konnte er kaum fassen.

Wie hatte er nur den Angriff des Wolfes überlebt?

Das letzte, an das er sich erinnern konnte war, dass er von den wilden Krallen des Wolfes getroffen wurde.

Gary fasste sich an seinen schmerzenden Kopf und sah sich in der Umgebung um. Er konnte erkennen, dass das ganze Dorf Ray umringte. Neben ihn standen seine Eltern und er setzte sich auf und fragte sie: "Was ist hier los …?"

"Wie bin ich aus dem Wald gekommen?" fragte Gary.

"Wir wurden von der Nachricht alarmiert und kamen hierher. Wir sahen, dass du von Ray getragen wurdest. Ich kann nicht glauben, dass er dich und die anderen gezwungen hätte, in den Wald zu gehen," sagte Garys Mutter mit einem verärgerten Ausdruck.

"Dieses verfluchte Kind ... Wie kann er es wagen, so etwas zu tun!" sagte sein Vater wütend.

Garys Eltern nahmen bereits an, was die anderen sagten, als unumstößliche Wahrheit. Für sie war sie die einzige Erklärung, denn sie konnten sich nicht vorstellen, dass ihre Kinder dumm genug wären, auf eigene Faust in den Wald zu gehen - es sei denn, sie wären gezwungen worden.

Aber Gary wusste, dass sie nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnten. Es war seine Idee, in den Wald zu gehen, um ein paar Tiere zu jagen, um echte Kampferfahrungen zu sammeln. Mit anderen Worten, Gary war sich sicher, dass sie noch lebten, weil Ray sie vor dem Tod bewahrt haben muss.

Diese Theorie wurde weiter gestärkt, als er sah, dass Ray Kratzspuren auf der Brust hatte, die offensichtlich von dem Wolf stammten, gegen den Gary zuvor gekämpft hatte. Aber warum griffen alle ihren Retter an?

Gary entfernte sich schnell von seinen Eltern und zog sein Schwert. Als das Holzbrett Rays Gesicht treffen wollte, schwang er sein Schwert und schlug das Brett in der Mitte durch. Die Splitter verfehlten Rays Gesicht und die beiden Hälften des Bretts fielen zu Boden.

"Ich werde niemanden zulassen, meinem Retter und dem Retter meiner Schwester Schaden zuzufügen…" erklärte Gary entschlossen.