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Chapter 7 - Ein Duell

Ray versuchte vier weitere Male, gegen die Puppe zu kämpfen. Jedes Mal endete es in einer demütigenden Niederlage für ihn. Beim vierten Mal war er völlig ausgeknockt und konnte nicht mehr aufstehen. Nur weil seine besorgte Mutter ihn auf dem kalten, schlammigen Boden der Scheune fand, frohr er nicht an Ort und Stelle.

Ray konnte sich nicht einmal beschweren. Das Holzschwert der Puppe fügte ihm kaum Schaden zu. Aber es war eine schmerzhafte Erfahrung, gegen die Puppe zu kämpfen, Also entschied er, dass er eine Pause brauchte. Zudem dachte Ray auch, es sei nicht gut für seinen zerbrechlichen Körper, immer wieder geschlagen zu werden.

Als er aufwachte, ging er an die frische Luft, um seinen Kopf frei zu bekommen und einen Weg zu finden, die Trainingspuppe zu besiegen. Das Dorf war ein malerischer, idyllischer Ort und Ray schätzte die Ruhe sehr. Es lag nahe der Grenze zwischen dem Königreich Alure und dem Kaiserreich Crune.

Das Dorf lebte vom Bergbau und handelte oft mit beiden Parteien. Um den stetigen Nachschub an natürlichen Ressourcen zu erhalten, entsendeten die beiden Seiten oft Soldaten, um das Dorf vor monströsen Kreaturen zu schützen. Dies allerdings nur entlang der Grenze zwischen dem Königreich und dem Reich.

Ray zog sich aus dem Dorf zurück, um fernab neugieriger Blicke üben zu können. Er entdeckte einen Hügel außerhalb des Dorfes. Er eilte hinauf, an die Spitze des Hügels und begab sich in den Schatten eines nahegelegenen Baumes.

Nachdem er sichergestellt hatte, dass niemand in der Nähe war, atmete er tief durch und ließ seinen Blick über die Aussicht schweifen. Das ganze Dorf lag vor ihm, die Aussicht war atemberaubend.

Es war lange her, dass Ray solchen Frieden empfunden und eine solche Aussicht genossen hatte. All das hatte er sich immer gewünscht. Doch leider wurden seine friedlichen Tage in der Vergangenheit immer wieder unterbrochen. Aber diese Störungen erinnerten ihn daran, warum er so hart trainieren musste.

Ray stand auf und zog sein Schwert. Er schloss die Augen und stellte sich die Puppe vor. In seinem Kopf wusste er genau, was zu tun war, er konnte jeden Schritt sehen, den er für den Sieg machen musste. Ray öffnete die Augen und begann kräftig zu schwingen. Seine Bewegungen waren schnell, aber es fühlte sich für Ray unzureichend an.

Er konnte spüren, dass sein Körper Schritt mit seinem Gehirn nicht mithalten konnte.

Ray trainierte ein paar Stunden, bis er sich ausgelaugt fühlte. Völlig verschwitzt setzte er sich in den Schatten des Baumes und schloss die Augen.

Als er die Augen wieder öffnete, sah er zu seiner Überraschung ein kleines Mädchen, das ihn ansah. Er war so erschrocken, dass er aufstand und dabei mit dem Hinterkopf gegen den Baum prallte.

"Geht es dir gut?" fragte das Mädchen besorgt.

"Du hast mich erschreckt! Was sollte das?" antwortete Ray und rieb sich dabei den Kopf, den er an den Baum geschlagen hatte.

Ray sah das Mädchen an; sie schien in etwa in seinem Alter zu sein. Sie trug ein kleines rotes Kleid und hatte einen Korb in der Hand. Sie hatte blaue Augen und ihr blondes Haar reichte ihr bis zum Schlüsselbein.

Sie deutete in Richtung des Dorfes.

"Es wird schon spät und die Sonne beginnt unterzugehen. Ich denke, es ist besser, wenn wir jetzt ins Dorf zurückgehen. Ich wollte dich gerade wecken, deshalb habe ich dich so angestarrt. Du bist aber aufgewacht, bevor ich überhaupt etwas tun konnte." Sie lächelte.

Ray sah zum Himmel und stellte fest, dass die Sonne bereits unterging. 'Ich muss eingeschlafen sein, ohne es zu bemerken.'

"Wie wusstest du, dass ich hier bin?" fragte Ray.

"Wie meinst du das? Ich war die ganze Zeit hier." bemerkte Amy Rays Verwirrung und zeigte auf die andere Seite des Baumes, unter dem Ray sich vorhin hingelegt hatte. Ein verlegenes Lächeln erschien auf Rays Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass er ihre Anwesenheit nicht bemerkt hatte.

"Mein Name ist Amy… Das ist mein Ort. Ich komme immer hierher."

"Mein Name ist Ray…"

Sie lächelte Ray an, als sie seinen Namen hörte.

"Ich weiß… Du bist ziemlich bekannt im Dorf."

Ray wusste nur zu gut, was sie meinte. Es lag an dem sogenannten Fluch der Talen-Familie, der durch das plötzliche Auftreten seiner roten Haare ausgelöst wurde.

Gerade, als Ray mit Amy den Hügel hinuntergehen wollte, tauchte eine Gruppe von Jungen vor ihnen auf. Einer von ihnen glich Amy fast wie ein Zwilling. Außer den Kleidern und den kurzen Haaren gab es nichts, was die beiden voneinander unterschied.

"Zieh Leine, lass meine Schwester in Ruhe!" schrie der Junge.

"Er hat mir nichts getan, Gary!" mischte sich Amy ein, als sie merkte, dass ein Streit aufkommen könnte.

Gary überprüfte, ob es Amy gut ging, er sah sogar nach, ob Amys Haarfarbe sich veränderte, was eine klare Beleidigung für Ray war: "Wenn ich dich noch einmal in der Nähe meiner Schwester erwische, bringe ich dich um!"

Er funkelte Ray an.

Die beiden anderen Jungen mischten sich ein: "Tu uns einfach einen Gefallen und verlasse das Dorf, bitte…"

"Verfluchter Junge…"

"Deine Mutter und dein Vater sollten das Dorf ebenso verlassen, sie sind genauso schuld daran, ein verfluchtes Kind wie dich zu haben."

Ray war außer sich vor Wut. Er spürte, wie sein Blut in seinen Kopf schoss. Er hätte nichts unternommen, wenn ihre Beleidigungen nur ihn selbst betrafen, aber sie hatten seine rote Linie überschritten...

Darüber hinaus hatten sein Vater und seine Mutter das Dorf in den letzten Jahren klar beschützt. Diese Idioten hatten offensichtlich keine Ahnung, was seine Eltern für das Dorf getan hatten. Dennoch wagten sie es, seine Mutter und seinen Vater zu beleidigen? Sie wagten es, seine neue Familie zu beleidigen.

'Diese Jungs müssen lernen, wie hart das Leben sein kann.'

Ray ging auf den Jungen zu, der diese letzten Worte gesagt hatte. Er schlug direkt auf das erschrockene Gesicht des Jungen ein, aber Gary blockierte den Schlag. Gary hatte jedoch offensichtlich die Kraft hinter dem Schlag unterschätzt, so dass er nach hinten taumelte und die andere Hand anhob, um seine Hand zu stützen.

"Warum hast du meinen Schlag geblockt? Ich wollte nur denjenigen schlagen, der meine Eltern beleidigt hat", sagte Ray.

"Wenn du kämpfen willst, werde ich dich nicht davon abhalten...", erklärte Gary.

"Mir ist es egal, ihr könnt mich alle zusammen bekämpfen."

Das war genau das, was Ray brauchte. Echte Kampferfahrung. Und ein Kampf gegen eine Gruppe von Kindern in seinem Alter würde ein gutes Maß dafür sein, wo seine Fähigkeiten standen.

Ray verspottete sie und hob beide Arme, um sich auf den Kampf vorzubereiten.