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Chapter 38 - Herr K.

Nachdem alle ihre Mahlzeit im Speisesaal beendet hatten, wurden wir nach unseren Farben in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die Schüler mit den schwarzen und weißen Schärpen sahen im Vergleich zu den anderen Farben winzig aus.

Ich schloss mich rasch Monk und Gary an und bemerkte vor ihnen einen weiteren Schüler.

Der vierte Schüler trug ebenfalls eine schwarze Schärpe und war einer der anderen Jungen aus der Stadt Renny. Ich hatte ihn zuvor bereits erkannt, hatte aber bisher nicht die Mühe gemacht, seinen Namen zu lernen.

Sein Name war Kyle. Kyle war ein energiegeladener Kahlkopf, an dem jedoch etwas auffiel. Es waren seine Augenbrauen, sie leuchteten in einem Rotton und so zählte auch er zu den Schülern mit roten Haaren. Ausgehend von seinem Alter und den sichtbaren Haarsträhnen, schien es so, als hätte sich Kyle den Kopf kahl rasiert, anstatt von Natur aus kahlköpfig zu sein.

Jeder der Meisterritter sollte die Schüler zu dem zur jeweiligen Farbe gehörenden Trainingsbereich führen. Uns führte der in Schwarz gekleidete Ritter.

Während wir durch den Korridor gingen, sprach der Meisterritter kein Wort. Wir hatten keine Ahnung, wohin es ging. Auf dem Weg schien Kyle ständig unruhig und wartete auf die Gelegenheit, mit dem Meisterritter zu sprechen. Doch es gelang ihm nicht.

Schließlich holte er tief Luft und stellte die Frage.

"Hm, Sir, Meisterritter, wie sollen wir Sie ansprechen?"

Plötzlich blieb der Ritter stehen. Es herrschte eine gute Minute lang Stille. Bei den anderen dreien bildeten sich Schweißperlen auf der Stirn, als hätte Kyle einen großen Fehler begangen.

"Ihr könnt mich K nennen.", antwortete er schließlich.

Der Ritter setzte seinen Weg fort und wir folgten ihm. Seltsamerweise, im Gegensatz zu den anderen Schülern, führte unser Weg uns außerhalb der Akademie. Der Mond schien hell und man konnte das Heulen von Bestien in der Nähe hören. Monk und Kyle konnten nicht anders, als bei den Geräuschen zu zucken.

"Das magische Biest lebt in den nahegelegenen Höhlen. Bei Vollmond wie heute erhöht sich seine Kraft und selten gelangt es in die Stadt. Seid also wachsam.", sagte K.

Kyle und Monk schluckten, sie waren so verängstigt, dass ich hätte schwören können, ich höre ihre Herzen schlagen.

"Wart ihr schon einmal in den Höhlen?", fragte ich und dachte, es könnte ein guter Ort zum Jagen sein.

"Obwohl ihr die Stadt in eurer Freizeit verlassen könnt, würde ich nicht empfehlen, dort zur Jagd zu gehen, es sei denn, ihr habt einen Todeswunsch."

Es schien, als wüsste K, was ich dachte. Er vermittelte mir ein seltsames Gefühl. Es war weder gefährlich bei ihm, noch fühlte es sich sicher an. Normalerweise kann ich die Absichten von Menschen sofort einschätzen, wenn ich sie zum ersten Mal treffe. Selbst bei den anderen Meisterrittern war das möglich. Aber bei K war ich das erste Mal nicht in der Lage, ihn einzuschätzen. Ehrlich gesagt, jagte mir das ein wenig Angst ein.

Vor uns befand sich ein gebäudeähnliches Herrenhaus. Es wirkte von außen baufällig, als ob es seit Jahren unbewohnt wäre. Aus dem Gebäude trat eine hochgewachsene Gestalt. Die Dunkelheit machte die Gestalt undeutlich.

Die Gestalt kam auf uns zu. Monk und Kyle konnten nicht anders, als vor der dunklen, schattenhaften Gestalt zu erzittern. Gary hatte seine Hand am Grifft, bereit jederzeit zuzuschlagen.

"Seid gegrüßt, Sir K.", sagte die Gestalt.

"Dasselbe, Sir Delbert.", antwortete K.

Die schattenhafte Gestalt, die aus dem Herrenhaus kam, entpuppte sich als Ritter Delbert. Er begrüßte Ritter K freundlich, sah dann aber mich hinter ihm und verspottete mich.

"Du hältst dich für etwas ganz Besonderes, nicht wahr, Ray?", sagte Delbert.

Ich war schockiert über diesen plötzlichen Ausbruch. Obwohl Delbert mir gegenüber nie besonders nett gewesen war, war ich überrascht, dass er sich vor einem anderen Ritter und anderen Schülern so verhalten würde.

Delbert ging auf mich zu.

"Ich weiß, dass du etwas mit diesem Schwert angestellt hast. Wenn ich es zu sagen hätte, würde ich Leute wie euch nie in unserer Mitte akzeptieren." Er schaute mich und Kyle an.

Delbert kam näher zu mir, bis sein Gesicht fast das meine berührte. Eine Klinge erschien plötzlich zwischen uns. Ritter K hatte sein Schwert gezogen.

"Ich erinnere dich daran, Delbert, dass Ray nun ein schwarzer Knappschaftsritter ist und unter meinem Schutz steht."

Delbert blickte zu K.

"Die Akademie Avrion wird bald erkennen, dass die Prophezeiung falsch ist und wir werden sehen, wer Recht hatte."

K zeigte keine Reaktion auf Delberts Worte. Delbert wartete einen Moment, bevor er sich von mir abwandte und in Richtung Akademie Avrion davonging.

"Welch ein A***loch. Ich wusste nicht, dass Delbert so ist.", sagte Kyle.

Ich nehme an, es war eine Überraschung für Monk und Kyle. Gary und ich hatten Delberts Verhalten schon vorher erlebt.

"Er schien es auf euch beide abgesehen zu haben.", sagte Monk.

Ich schaute zu Kyle, und wir verstanden beide warum. Es schien, als ob Delbert eine extreme Abneigung gegen alle hatte, die rote Haare hatten.

Gary kam zu mir und flüsterte.

"Was war das für ein Gerede mit der Prophezeiung? Weißt du etwas darüber?"

Ich schüttelte den Kopf und tat so, als wüsste ich nichts. Aber ich hatte eine Vermutung, worüber Delbert sprach. Als sie vor zehn Jahren zu unserer Stadt kamen, hörte ich, wie er mit Wilfred über die Prophezeiung sprach, dass sie vier besondere Menschen gefunden hätten.

Dann in der Stadt Renny wurden wir fünf zu besonderen Wächtern und Tutoren. Wir alle hatten eines gemein, und das war rotes Haar. Ausgehend davon, dass sie, als sie mich gefunden hatten, nun fünf hatten, scheinen sie nach Menschen mit roten Haaren gesucht zu haben. Es könnte Zufall sein, aber ich glaube, es hatte etwas mit ihrer Prophezeiung zu tun.

Es gab aber einen Unterschied zwischen mir und den anderen Kindern, den ich zu bemerken glaubte. Ihre Haare waren gänzlich rot, während man bei mir noch schwarze Strähnen sehen konnte. Ihr Haar war ab ihrer Geburt rot. Mein Haar war ursprünglich schwarz und hat später zu rot gewechselt, wahrscheinlich war das auf mein früheres Leben zurückzuführen.

Wenn die Prophezeiung Menschen mit roten Haaren suchte, dann passte ich nicht ins Bild. Sie hatten einen Fehler gemacht.