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Chapter 7 - Königin der Lüfte

[Gewinner: CassieTheFox.]

"Ich... habe verloren."

TheSeventhSnake lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ausgelaugt obwohl er nur eine Simulation gespielt hatte. Das verzweifelte Ausweichen, die vorsichtigen Schüsse und der ungestüme Sturzflug am Ende. Die hochintensive Spannung widerhallte in seinem Inneren.

Er war CassieTheFox um den Sieg nicht einmal böse. Dieser letzte Sturzflug hätte bestenfalls zu einem Pyrrhussieg geführt. Eine Taktik, bei der man 1000 Mann tötet und 800 verliert, mag in Iron Spirit in Ordnung sein, wo Reparaturen billig und schnell sind. Im echten Universum aber, wäre eine solche rücksichtslose Aktion ein sicherer Weg zum Schreibtischjob oder in einen Sarg.

[Triceratopssss: DAS WAR UMWERFEND! :O]

[TheSeventhSnake: Ja, ich weiß. Die Reparaturen werden teuer.]

[Triceratopssss: Mensch, du hättest wirklich gewinnen sollen. Der Sturzflug war genial, vor allem wie du deinen Mech im letzten Moment verzerrt hast.]

[TheSeventhSnake: Nein, ich habe die Niederlage verdient. Ich war zu sehr in den Moment vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass die Beine des Fantasia unmöglich die Panzerung von Exzelsior durchdringen können.]

Trotz all seiner Übung fehlte ihm immer noch die Erfahrung und Reife eines richtigen Piloten. Er war noch jung und konnte es sich leisten, solche Fehler zu machen.

[Triceratopssss: Und wie war der Seraphim? Bereust du den Kauf?]

[TheSeventhSnake: Auf jeden Fall wert, obwohl ich dasselbe nicht für jeden behaupten kann. Die Leistung ist ziemlich ungleichmäßig. Solange man genug Energie hat, läuft er super, wenn man keine mehr hat, ist man erledigt. Ich denke noch nicht fertig mit den Sturzflugangriffen zu sein.]

[Triceratopssss: Stimmt, es wäre übel, wenn du wieder gegen einen schweren Mech antreten müsstest. Sie könnten dich einfach ermüden. Wie sieht es im Vergleich zu deinen anderen Flugmechs aus?]

[TheSeventhSnake: Die Feuerkraft ist nicht die Beste. Er ist schnell und wendig, aber das geht auf Kosten von Panzerung und Ausdauer. Er ist perfekt für Fernkampfangriffe, aber es gibt auch andere Mechs die diese Aufgabe besser erfüllen können. Aber ich mag ihn, er ist wirklich schön und ich liebe den Wolkengenerator. Ich würde ihn am liebsten den ganzen Tag fliegen.]

[Triceratopssss: Stört es dich, wenn ich das Replay mit den anderen teilen?]

[TheSeventhSnake: Haha, klar. Mach was du willst.]

TheSeventhSnake stürzte sich zurück in die Arena, während Triceratopssss das Replay mit einem Hinweis zur neuen Variante an seine Freunde schickte. Nicht jeder schaute es jedoch da viele nicht im Spiel waren oder einfach kein Interesse hatten. Die die es sahen, fanden den Seraphim eine beeindruckend aussehenden Variante des alten Fantasia. Nur als sie auf dem Marktplatz nach dem Mech suchten, bekamen sie einen Schock. Manche hinterließen sogar abwertende Kommentare auf der Seite des Verkäufers:

"8.800 Gold pro Stück? Solch einen Betrag bringe ich nicht einmal in einem Jahr zusammen!"

"Jeder der für diesen unterdurchschnittlichen Mech 3.300 Credits bezahlt, ist ein Idiot."

"Dich sollte man untersuchen lassen du habgieriger Preistreiber!"

"Dieser Mech ist zu sexistisch! Es gibt absolut keinen Grund seine Brust zu vergrößern. Mechs tragen keine BHs!"

Einige davon leiteten das Replay mit dem Preis des Seraphim an ihre Freunde weiter. Das löste eine weitere Welle der Bewunderung über die Schönheit des Mechs und der Verachtung seines Preises aus. Letztendlich ebbte die Aufmerksamkeit ab und niemand wagte es, den Mech zu kaufen.

Unterdessen stürzte sich TheSeventhSnake weiter in Solokämpfe. Seine bisherige Bilanz: zwölf Siege und fünf Niederlagen - ein beeindruckender Quotient, aber nichts zum Angeben. In der Bronze-Liga gab es nur wenige fliegende Mechs, weshalb einige Piloten ohne Fernkampfwaffen in die Schlacht zogen. Diese hitzköpfigen Jugendlichen, die ihrem Gegner direkt ins Gesicht sehen wollten, konnten nur noch weinen, als der Seraphim anmutig einen Regenbogen in der Luft malte und sie mit Energiebolzen beschoss.

Nur Scharfschützen und schwere Mechs stellten eine Bedrohung für ihn dar. Ihr Feuerkraft- oder Panzervorteil war so entscheidend, dass sie den Seraphim in der Hand hielten.

Der nächste Kampf erwies sich für TheSeventhSnake als der aufregendste des Tages. Sein Gegner steuerte überraschenderweise auch einen fliegenden Mech.

[Spielerprofil]

Spitzname: Dire_Wolf

Liga: Bronze

Siege / Niederlagen / Unentschieden: 524 / 360 / 3

Ausgerüsteter Mech: Lost Constellations Modell VF-5 (Benutzerdefiniert)

Gewichts-Klassifizierung: Mittel

"Verdammt, das ist ein beängstigender Gegner. Was ist mit dieser wahnsinnigen Siegquote los? Ich habe noch nie eine solch hohe Quote in der Bronze-Liga gesehen."

TheSeventhSnake schwitzte in seinem Sitz. Das Modell des Mechs ließ auch ihn seine Vorsicht erhöhen. Lost Constellations war einer der geheimnisvollsten Mech-Hersteller, schon seit Beginn des Zeitalters der Mechs. Sie folgten einer anderen Designphilosophie und waren die ersten, die tierförmige Mechs auf dem Schlachtfeld einsetzten.

Das berühmte Modell VF war wie ein Geier gestaltet. Es tauschte Geschwindigkeit gegen Stärke und Ausdauer. Er war langsam, aber seine Kanonen feuerten mächtige Geschosse, die sogar schwere Panzerungen zerreßen konnten. Obwohl seine Munition in längeren Kämpfen zur Neige ging, konnte das Modell VF immer noch eine Bedrohung im Nahkampf mit seinen mächtigen Klauen- und Schnabelangriffen darstellen.

Der VF-5, den sein Gegner steuerte, war zweifellos eine Sonderanfertigung. Alles konnte anders sein als das Standardmodell. TheSeventhSnake hatte keine Möglichkeit zu erraten, was sein Gegner bevorzugte, und hielt sein Urteil zurück.

Das Schlachtfeld wurde schließlich geladen und offenbarte eine leere städtische Umgebung. Die Karte bestand nur aus einer dicht gedrängten Innenstadt. Metallene Wolkenkratzer blockierten die Sicht beider Spiele und schwächten gleichzeitig die Wirksamkeit ihrer Sensoren.

"Es wäre ein Leichtes für die VF, mich zu überfallen, wenn ich unvorsichtig herumlaufe. Es ist am besten, wenn ich warte, bis mein Gegner zu mir kommt", schlussfolgerte TheSeventhSnake.

Er entschied sich dazu, direkt nach oben zu steigen und einen zufällig gewählten mittelgroßen Wolkenkratzer als Landeplatz auszuwählen. Das Dach bot viel Platz, aber nur wenig Deckung. Der Seraphim schaltete seine Flügel ab, bevor er seine Haarsensoren ausfahrte.

Dieses Mal setzte TheSeventhSnake einen passiven Scan ein. Im Grunde genommen fuhr er nur die Ohren seines Mechs aus und hoffte, ein Geräusch von seinem Gegner aufzufangen. Diesmal wollte er seinen Gegner überraschen. Wenn er die Zeit für den ersten Schuss nehmen könnte, dann könnte er vielleicht in der Lage sein, die Flügel der VF zu lähmen.

Er blieb geduldig, während fünf Minuten vergingen. Das Zeitlimit für einen Einzelkampf betrug 30 Minuten, also hatte er genügend Zeit. Er war bereit, notfalls auch 25 Minuten zu warten. Gegen einen Gegner mit so einer beeindruckenden Siegesserie, konnte er sich echt nicht entspannen.

Der Schweiß lief ihm den Nacken hinunter, während er geduldig weiter wartete. Der Alarm in der dreizehnten Minute warf ihn fast aus dem Sitz.

"Endlich, du hast dich bewegt."

Der Seraphim zog seine Sensoren ein, drehte sich um und näherte sich vorsichtig der Dachkante in Richtung des Gegners. Dort entdeckte er die VF-5, die in einem gemütlichen Tempo schwebte, ihre Geschwindigkeit drosselte, aber stets ein ausweichendes Muster in ihrem Flug beibehielt.

"Er versucht, mich herauszulocken. Und er weiß nicht, dass meine Fantasia mit einem Flugsystem ausgestattet ist."

Der Gegner wusste, dass die Fantasia über einen beträchtlichen Sensorbereich verfügte. Statt vergeblich zu versuchen, den Seraphim zu suchen, flog er stattdessen scheinbar träge herum. Der Flug der VF-5 wirkte langsam, aber sie hatte erhebliche Reserven. Die VF-5 verbarg unter ihren Flügeln eine Reihe von Kurzstreckenboostern, die ihr beim Ausweichen und bei Sturzflugangriffen halfen.

TheSeventhSnake nahm sich die nötige Zeit zum Zielen. Seine Sensoren hatten die VF-5 in einiger Entfernung entdeckt. Zusammen mit der ganzen Störsensorik, die die dicht besiedelte städtische Umgebung bot, war er zu 90% sicher, dass der Gegner ihn noch nicht entdeckt hatte. Das Rotauge-Modul des Seraphim leuchtete etwas heller, als es die linke Kanone der VF-5 direkt unter ihrem Flügel anpeilte.

Da er kein Scharfschützentraining hatte, schoss TheSeventhSnake, sobald er ein Summen wahrnahm.

Der Energieblitz, der den Lauf des DMR verließ, sauste durch die Luft und flog auf den geierähnlichen Mech zu. Die VF-5, die vielleicht vom unerwarteten Winkel des Geschosses überrascht wurde, reagierte zu spät.

Der Flügel und das Fass seiner linken Kanone wurden getroffen. Dabei wurden die Flugsysteme der VF-5 leicht beschädigt, aber der Schaden am Waffenschaft machte die Waffe unbrauchbar.

Dire_Wolf schien wütend zu sein, denn die VF-5 öffnete ihren Schnabel und ließ einen durchdringenden Schrei ertönen. Dieser Schallwellenstoß störte Seraphim's Zielverriegelung auf den geierartigen Mech und veranlasste ihn dazu, die Folgeschüsse zu verfehlen.

Die VF-5 aktivierte alle ihre Booster mit einer Explosivität und stieg schnell in Richtung Seraphim auf. TheSeventhSnake verließ seine Position und erhob sich selbst in die Luft. Der Seraphim vergrößerte den Abstand, während er weiter auf den wütenden Geier feuerte.

Die VF-5 konnte den Schüssen nur hilflos ausweichen, während sie versuchte, mitzuhalten. Sie zeigte ihre Stärke dabei, Boden-Mechs mit ihren mächtigen Kanonen zu zerschmettern, aber da eine ihrer Kanonen bereits ausgeschaltet war und die andere außerhalb ihres effektiven Bereiches feuerte, war die Leistung des Geiers eher mäßig. Nur ihre sekundären Maschinengewehre erzielten beständige Treffer, aber ihr Kaliber war so klein, dass selbst die Fantasia ein paar Kugeln verkraften konnte, solange sie nicht an der gleichen Stelle landeten.

Bisher hat sie nur Streifschüsse auf ihr Fahrgestell abbekommen. TheSeventhSnake versuchte immer wieder, die wichtigsten Systeme des VF-5 zu treffen, wie die Flügel oder den Motor, aber es gelang ihm nur, die Panzerung oder unwichtige Systeme zu beschädigen.

"Das Ausweichverhalten dieses Kerls ist seltsam." TheSeventhSnake wurde immer misstrauischer, als seine Schüsse immer weiter von dem ins Visier genommenen Ziel abwichen. "Ich hab's. Er täuscht meine Zielhilfe!"

Die frühe Version der Zielhilfe war leicht zu überlisten. Bestimmte Bewegungsmuster brachten die internen Computer leicht dazu, das Ziel in eine falsche Richtung zu überkompensieren. Das war in der Praxis nicht leicht zu bewerkstelligen. Man musste schon ein besonders begeisterter Mech-Pilot sein, um überhaupt auf diese Lösung zu kommen.

Jetzt, da er wusste, was schief lief, schaltete er das Rote Auge aus. Das wirkte sich sofort auf die Genauigkeit seiner DMR aus. Seine Schüsse streuten jetzt viel weiter, manchmal verfehlten sie den Geier sogar um dreißig Meter. Er konnte nichts dagegen tun. In der Luft ein Gewehr abzufeuern, war schon schwierig genug. Schnell zu fliegen und gleichzeitig zu versuchen, dem Gegenfeuer des Geiers auszuweichen, machte alles noch unsicherer.

Dennoch warf die fast vollkommen zufällige Verteilung der Schüsse den Geier ein zweites Mal aus dem Konzept. Da selbst der Seraphim-Pilot nicht vorhersagen konnte, wo seine Schüsse landen würden, konnte sein Gegner es vergessen, ein Muster zu erkennen.

Der Schusswechsel dauerte für einige Minuten an. Die VF-5 sah elend aus, da ihr Fahrgestell viele Brandspuren und wenig Munition aufwies. Sie schaffte es, ihre wichtigen Systeme zu bewahren, lediglich ihre massiven Flügel wurden schwer beschädigt. Der Geier wurde so gebaut, dass er robust unter den Fliegern war, sodass er sogar mit halb verlorenen Flügeln immer noch in der Lage war, über Wasser zu bleiben.

Der Seraphim überstand das sporadische Sperviertil der massiven Geschosse mit einigen Dellen. Er erlitt einen unglücklichen Treffer, als eine Kanonengranate das Gewehr traf. Der Einschlag und die darauf folgende Explosion zerstörten die Waffe unwiederbringlich, sodass der schwach bewaffnete Seraphim ohne Fernkampfwaffe dastand.

"Auch gut so. Ich habe nur noch ein Drittel meiner Energie übrig."

Beide Seiten wussten, dass dieser Kampf aus nächster Nähe entschieden werden würde. Der Seraphim hörte auf zu rennen, drehte sich um und näherte sich vorsichtig der VF-5, während er sein Kampfmesser zog. Die Regenbogenwolke, die aus seinem Heck hervorquoll, verlieh dem engelsgleichen Mech ein majestätisches Aussehen, als wäre er eine Königin, die den Himmel als ihr Reich beanspruchte.

Die VF-5 stieß einen empörten Schrei aus, als sie plötzlich beschleunigte und den Eindringling herausfordern wollte. Ihre halb zerstörten Flügel reduzierten zwar ihre Flugkraft, aber ihre reichlichen Triebwerke sorgten immer noch für eine beachtliche explosive Beschleunigung. Der Geier flog mit ausgestreckten, scharfen und bedrohlichen Krallen aus. Die Wucht seines Anfluges würde jedes Fantasia-Basischassis bei einem Frontalzusammenstoß zerstören.

TheSeventhSnake schlüpfte zur Seite und nutzte seine überlegene Beweglichkeit in der Luft, um seinen Mech in Sicherheit zu bringen. Er griff die VF-5 mit seinem Kampfmesser an, wobei er zwar einige Treffer landen konnte, aber keinen kritischen Schaden anrichten konnte. Der Wolken-Generator stieß so viele bunte Wolken aus, dass die Straßen fast völlig verdunkelt wurden. Dies beeinträchtigte die Leistung der beiden Mechs nicht, da sie auf alternative Sichtmodi umschalteten, mit denen sie die Dampfwolken problemlos durchsehen konnten.

Irgendwie schaffte es der Pilot der VF-5, seinen Mech so auszurichten, dass sein am stärksten gepanzerter Teil dem Seraphim zugewandt war. Dadurch konnte die VF-5 ihre reichhaltige Panzerung nutzen, um das kleine Messer abzuwehren.

Wären die Arme des Seraphim stärker und die Waffe besser gewesen, dann hätte er den VF-5 schon längst zerlegt. Stattdessen musste er den tödlichen Klauenangriffen der VF-5 bei jedem Angriff ausweichen und erlitt dabei einige Streifschläge, von denen einer ihr einfach beide Beine an den Knien abschnitt.

TheSeventhSnake fühlte sich eingeengt, und als seine Energiereserven auf die letzten 10% sanken, setzte er alles auf einen letzten Schlag. Er hörte auf, seitlich auszuweichen und flog direkt auf die VF-5 zu. Der Geier bemerkte die Änderung der Strategie und streckte seine Krallen und seinen Schnabel in Erwartung aus.

Im letzten Moment entschied sich der Seraphim dazu, nach rechts unten auszuweichen, direkt auf eine der Klauen der VF-5 zu. Das verstärkte Glied riss durch die dünne Panzerung des Seraphim. Der Kopf des engelsgleichen Mech wurde entfernt, während sein Torso zur Hälfte aufgeschlitzt wurde, wodurch unzählige wichtige Systeme außer Betrieb gesetzt wurden.

Die VF-5 erlitt im Gegenzug katastrophale Schäden. Das Kampfmesser des Seraphim bohrte sich tief in ihre Brustpanzerung und obwohl sie bisher nur wenig Schaden erlitten hatte, hatte der Nahkampfangriff genug Wucht, um die Platten zu durchdringen. Aus den Lücken sickerte rote Flüssigkeit.

Dem Seraphim gelang es mit seinem letzten Versuch, das Cockpit zu durchbohren. Beide Mechs verloren ihren Antrieb und stürzten ab.

[Sieger: TheSeventhSnake.]