Nikki war wirklich froh, dass die Festtage nun endlich da waren. Damit begann nun die schönste Zeit des Jahres, worauf sich Nikki immer freute. Luminara wurde traditionell immer mit der gesamten Familie gefeiert. Papas Seite der Familie und auch Mamas Seite der Familie trafen sich zusammen bei Nikki und ihren Eltern, da sie das größte Haus in der Groß-Familie hatten. Es würde wieder der perfekte Abschluss für das Jahr werden und die Grüße an das neue Jahr wäre so wie immer eine große, schöne Erinnerung.
In den Jahren waren die Abläufe immer gleich. Sie würden sich treffen, zusammen reden, etwas spielen, etwas Trinken und später dann gemeinsam etwas leckeres Essen, bevor sie über die Ereignisse des letzten Jahres reden und damit den Festtagen einen guten Abschluss geben.
Es wurde mit jedem Jahr immer anstrengender für Nikki bei den Vorbereitungen mitzuhelfen, da ihre Verantwortung und ihre Aufgaben Jahr für Jahr zunehmend größer und vor allem mehr wurden. Während sie als kleines Kind nur die Servietten auf den Tisch legen musste, so war es nun mitunter ihre Aufgabe diese auch zu falten, den Tisch zu decken und den Staub zu wischen. Ihr Zimmer musste aus bestimmten Gründen immer sauber sein, wenn Gäste zu Besuch kamen, auch wenn sie in all den Jahren nie einen einzigen Schritt in Nikkis Zimmer wagten. Und noch vieles mehr.
Doch diese Regeln waren eisern und fest. Da gab es nichts dran zu rütteln. Und dieses Jahr musste Nikki sogar beim Einkaufen und zubereiten der Speisen helfen. Wenn Nikki so darüber nachdachte, hatte sie doch früher schon dabei geholfen…
Sie überreichte ihren Eltern immer die Kartoffeln und Äpfel und hatte sie darum gebeten für sie eine Extraportion zu machen oder ihnen den Apfel zu schälen. Bei weiter Überlegung bemerkte Nikki, dass sie doch gar nicht so eine große Hilfe war, wie sie dachte. Nein, ganz im Gegenteil…
N: „Wieso muss ich auf einmal so viele Sachen machen? Früher haben sie das doch auch alles alleine geschafft?"
Nikki war nicht der Typ von Mensch, der solche Fragen direkt stellen konnte. Sie suchte nach Umwegen, um an ihre Informationen zu kommen. Also machte sich Nikki einen Plan:
1. Mama fragen, was Ich machen muss.
2. Papa fragen, wie Ich ihm helfen kann.
3. Mama wegen Papa und seinen Plänen ausfragen.
4. Papa wegen Mama und ihren Plänen ausfragen.
5. Mama vorsichtig deutlich machen, dass ich weiß, was sie vorhat.
6. Papa klar machen, dass ich seine Pläne bereits kenne.
7. Aufgaben von Mama machen und ihr sagen, dass ich schon mehr draufhabe als früher.
8. Papa zeigen, dass ich mehr draufhabe als früher und mit Verantwortung klarkomme.
…
Und so machte sich Nikki einen langen, raffinierten Plan, wie sie herausfinden würde, wieso ihre Eltern das früher alles alleine machen konnten, nur heute nicht mehr. Mit der Zeit wird man doch nur besser und nicht schlechter, oder? Wieso also war das hier nicht der Fall?
Sie ging direkt zu ihrer Mutter, die bereits bei den ersten Vorbereitungen war, um sie zu fragen, was sie machen muss. Das Radio im Hintergrund spielte leise die Winterlichen Klänge zu Luminara.
N: „Hey, kann ich irgendwas machen?"
NM: „Du willst freiwillig helfen? Was ist los?"
N: „Nichts ist los, ich will dir nur helfen. Du scheinst heute ja viel zu tun zu haben."
NM: „Ja…so wie jedes Jahr zu dieser Zeit…Nikki sag mal, kann es sein, dass du dir gerade die gesamte Zeit lang in deinem Zimmer überlegt hast, wieso du plötzlich mehr Aufgaben und Verantwortung bekommst als früher?"
N: „WAS? Nein! Ich…Ja…du hast recht, aber woher…?"
NM: „Alles an dir ist wie ein offenes Buch für mich. Gestern noch hast du darüber geredet, dass dich diese ganzen Aufgaben nerven und du keine Zeit dafür hast und heute fragst du mich, wie du mir helfen kannst. Nachdem du erstmal fast ne' Stunde murmelnd in deinem Zimmer herumgehangen hast. Wahrscheinlich hast du dir sogar einen Plan dafür geschrieben, wie ich dich kenne und wie ich auch mich kenne."
N: „Was? Nein. Ich…wie machst du das?"
NM: „Ich bin deine Mutter und war auch mal so vernarrt in meine Pläne für alles, weil ich einfach nicht direkt heraus fragen konnte. Du bist so wie ich. Du bist ja schließlich meine Tochter. Also willst du immer noch helfen?"
N: „Ja…normalerweise würde mein Plan wohl sagen, dass ich euch für 2 Tage bearbeite und dann habe ich meine Antworten. Wenn der Plan nun ins Wasser fällt…"
NM: „Gut, dann kannst du ja damit anfangen die Kartoffeln zu waschen und zu schälen."
N: „Ja…"
NM: „Was war denn die Frage, für deinen genialen 2-Tage Plan?"
N: „Ich wollte wissen, wieso ihr mich plötzlich so mit diesen ganzen kleinen und großen und vor allem vielen Aufgaben überschüttet. Früher habt ihr das doch auch alleine geschafft. Und ihr seht auch nicht so aus, als wärt ihr schlechter darin geworden oder so…"
NM: „Das ist eine Merkwürdige Frage….und zudem auch noch sehr spät gestellt."
N: „Wieso denn spät? Zu spät, weil ich das schon vor den Vorbereitungen fragen sollte?"
NM: „Nein, zu spät in Jahren. Wir haben dir schon immer etwas mehr Aufgaben und Verantwortung gegeben, je älter du geworden bist. Früher hast du uns nur dabei beobachtet, wie wir etwas machen und wolltest es danach auch nachmachen."
N: „Ach ja?"
NM: „Ja natürlich. Du wolltest sogar selbst den Müll wegbringen, aber es war noch zu schwer für dich, also haben wir es schlussendlich doch selbst gemacht. Aber du warst immer so begeistert von allem Möglichen, wenn sehr oft auch nur einmal."
N: „Was denn alles?"
NM: „Alles Mögliche…Pflanzen gießen, Kartoffeln stampfen, Fliegen klatschen, Fernsehersendungen wechseln, auf der Couch schlafen, Am Computer arbeiten, den Ofen anschalten…es gab irgendwie nichts, was du nicht toll fandest, also wolltest du alles selbst einmal ausprobieren. Und bei vielen Dingen waren es häufig auch nur diese einen Male, wonach du dann immer wieder das Interesse verloren hast."
N: „Ja? Stimmt das? Ich bin ja komisch drauf…"
NM: „Komisch ist ein gutes Stichwort Nikki. Du hast es immer geliebt, wenn andere lachten und wolltest dann immer mitlachen, auch wenn du es nicht verstanden hast, was die anderen immer nur noch mehr zum Lachen brachte und damit natürlich auch wieder dich selbst. Das hat sich nie geändert."
N: „Niemals…Das war schon früher so?"
NM: „Ja, war…Was ist denn los? Du wirkst so bedrückt…"
N: „Ne, ich bin doch nicht bedrückt."
NM: „Ist auch wirklich nichts los?"
N: „Wieso denn? Nur weil ich gerade keine Witze mache?"
NM: „Nein, das meine ich damit nicht. Aber wieso war dir diese Frage, die du stellen wolltest so wichtig?"
N: „Ich habe doch gar nicht gesagt, dass die mir wichtig ist."
NM: „Du schreibst bestimmt eine Stunde lang einen ewiglangen Plan, um diese Frage indirekt zu stellen, kommst du zu mir und verhältst dich verdächtig und fragst mich, ob du mir helfen kannst. Und WIE wichtig dir diese Frage ist."
Nikki dachte nach. Ihre Mutter hatte sie wieder einmal durchschaut, die Antwort auf die Frage war ihr wirklich wichtig. Doch eigentlich wusste Nikki selbst gar nicht wieso ihr die Frage so wichtig war.
Nikki half ihrer Mutter weiter bei den Vorbereitungen, als sie darüber nachdachte, wieso ihr die Frage wohl wichtig war.
Die Vorbereitungen für Luminara gingen weiter und die Tage vergingen, bis die Verwandten endlich ankamen. Sie feierten so, wie auch sonst die Jahre und auch das Ritual wurde in einer großen Runde im Hintergarten durchgeführt. Es war viel passiert und die beiden Feiertage gingen schnell vorbei.
N: „Wieso geht die Zeit immer so schnell herum, wenn man Spaß hat, aber nicht wenn es ernst wird?"
Nikki bemerkte nun, wie die Musik im Radio, die nun schon seit Tagen spielte, unterbrochen wurde und stattdessen eine Eilmeldung gesprochen wurde:
…
Es ist einer der schlimmsten Winter seit langem und die Gefahr, die während dieser Zeit ausgeht wird auf bis zu tödlich eingestuft. Bleiben sie während dieser gesamten Zeit zuhause oder wo Sie, während der 2 Wochen sind.
Schulen und Einrichtungen bleiben während der gesamten Zeit geschlossen. Sämtliche Geschäfte, Unternehmen und Vereine bleiben ebenso während dieser Zeit geschlossen. Bereiten sie sich darauf vor und kümmern sie sich jetzt schon um ihre Versorgung für diese beiden Wochen.
…
N: „Was soll das heißen?"
NM: „Das klingt gar nicht gut. Wir müssen dann schnell unsere Besorgungen machen, ansonsten könnten wir noch in den Sturm geraten."
N: „Der kommt doch erst nächste Woche, oder nicht?"
NM: „Ja, laut Ansage vielleicht. Aber diese Vorhersagen sind nicht immer zu 100% korrekt. Er könnte schon viel schneller da sein, als erwartet. Und wenn nicht, dann hätten wir schon Wochenende und die Läden wären sowieso geschlossen."
N: „Und was machen wir jetzt?"
NM: „Ich würde sagen, ich mache hier alleine weiter und du gehst mit deinem Papa gemeinsam schnell die Rationen abholen. Wir sollten das sofort erledigen, dann müssen wir uns nicht den Kopf, während Luminara zerbrechen und können gemeinsam ein schönes Fest feiern."
N: „Machst du dir denn dann keine Sorgen darum? Also dann für uns 3 oder wie?"
NM: „Für 3? Nein, wir sind doch deutlich mehr als 3 Personen. Für alle die hier sind."
N: „Wieso denn für alle? Bleiben sie dann etwa die ganzen 2 Wochen hier?"
NM: „Ja, ich dachte das wäre Selbstverständlich. Der Mann im Radio hat auch gesagt, jeder sollte dort bleiben wo er, während der 2 Wochen gerade ist."
N: „Ja, aber dann müssten wir doch auch hierbleiben und könnten keine Rationen abholen!?"
NM: „Bis zum Supermarkt ist es nicht so weit, dass ihr über mehrere Stunden oder Tage reisen müsstet. Das geht schon."
N: „Und sie können dann nicht nach Hause fahren?"
NM: „Nein, das wäre zu riskant und schon fast wahnsinnig. Teilweise sind sie über mehrere
Tage hinweg hierhergekommen."
N: „Wieso denn so lange?"
NM: „Hast du denn wirklich nie mitbekommen, dass deine Verwandten teilweise aus dem
Ausland gekommen sind?"
N: „Wirklich…? Wir sind Ausländer?"
NM: „Nein…unsere Vorfahren kommen teils aus dem Ausland. Sie sind nicht in der zentralen Region der vereinten Nationen heimisch. Und ohne guten Grund dürften sie uns auch nicht besuchen kommen."
N: „Ich wusste nicht, dass das so streng ist…"
NM: „Wie dem auch sei…Bitte sag deinem Vater Bescheid, dass ihr morgen dann mal losfahrt, um die Rationen abzuholen."
N: „In Ordnung…"
Nikki ging direkt weiter zu ihrem Vater, um ihm von dem Sturm aus dem Radio zu erzählen und von den Plänen ihrer Mutter die Vorräte zu holen.
NV: „Nicht wahr…So ein schlimmer Sturm? Der ist ja wilder als deine Mutter…wie auch immer…Sie hat wohl recht, wir können unsere Verwandten jetzt nicht einfach wegschicken, während der Sturm so um uns herumtobt. Wer weiß, wie genau die das wirklich gemessen haben? Sollte sich was ändern, dann würden sie bestimmt noch mal aktuellere Nachrichten senden."
N: „Ja…du stimmst ihr also zu? Ahh…Wenn's sein muss…werden wir schon irgendwie überstehen, oder?"
NV: „Du meinst die Familie deiner Mutter? Ja, das kriegen wir bestimmt hin."
N: „Was? Ich meinte wir werden doch den Sturm überstehen."
NV: „Den Sturm der beiden Familien? Sicher doch. Kein Problem."
N: „Manchmal findest du einfach nicht den richtigen Moment für deine Kommentare…"
NV: „Deine Mutter weiß schon Bescheid, dass wir morgen früh direkt gehen?"
N: „Ja, sie wollte es sogar so."
NV: „Gut, dann wir das kurz, und kommen dann schnell wieder zurück."
N: „Gut, dann gehen wir morgen früh also direkt!?"
NV: „Wir müssen dann morgen auch dringend über etwas reden. Bitte besprich bis dahin nichts mit deiner Mutter, was nicht auch warten kann."
Also machten sich Nikki und ihr Vater am nächsten Morgen auf, um ihre versprochenen Vorräte abzuholen. Worüber würde ihr Vater mit ihr reden wollen?"
NV: „Hör mal Nikki…Können wir diese dumme Sache, die ich gesagt habe einfach vergessen? Es war nur ein Witz, ein dummer noch dazu. Bitte erzähl deiner Mutter nichts davon."
N: „Wovon?"
NV: „Ganz genau. Das ist die richtige Einstellung!"
N: „Nein, ich meine wovon redest du?"
NV: „Na, die Sache wegen dem Familiensturm…Und mit der Familienseite deiner Mutter. Ich denke zwar nicht, dass sie schlechte Menschen sind, aber ich bin immer froh, wenn sie dann auch mal wieder weg sind."
N: „So denkst du über Mamas Familie?"
NV: „Nein, also ja…Ich mag sie schon, aber nach einiger Zeit werden sie einfach sehr…nervig. Sie mögen meinen Humor nicht, oder verstehen ihn nicht…sie kritisieren immer wieder meine Getränkeauswahl und all solche Kleinigkeiten, die aber auf Dauer einfach…nervig sind…"
N: „Ich wusste nie, dass du so denkst Papa. Was ist denn mit deiner Seite der Familie? Denkst du da anders? Denkst du, dass Mama deine Familienseite nicht mag?"
NV: „Ich wüsste nicht wieso sie meine Familienseite nicht lieben würde. Wir sind allesamt tolle, lustige Familienmenschen. Was soll man schon dagegen sagen können?"
N: „Ich habe auch nie verstanden, wie man sie nicht mögen könnte, aber das dachte ich auch lange über Mamas Seite der Familie."
NV: „Wieso lange? Jetzt nicht mehr?"
N: „Nein, ich mag sie wirklich alle sehr, aber über die Feiertage genießt man die kurze Zeit im Jahr zusammen. Wenn sie jetzt aber 2 Wochen lang hier sind dann weiß ich nicht…"
NV: „Ja schon, aber meine Familie ist ja auch noch da."
N: „Naa…da denke ich auch nicht sehr anders als bei Mamas Seite…"
NV: „Ah, ich verstehe! Weil sie dir dann immer die Show stehlen wollen. Du bist im Herzen nun einfach eine von uns. Deine niedlichen Seiten hast du wohl dann eher von deiner Mutter."
N: „Danke!? Das war nicht worauf ich hinaus wollte…Es ist alles schön und gut, aber ich brauche auch mal Zeit für mich alleine. Und wenn ständig die Verwandten da sind, dann wird das sehr schwierig. Die wollen dann immer etwas von mir oder mit mir reden. Und ich kann einfach nicht immer vor ihnen die Witzige, süße Nikki sein. Das ist einfach zu anstrengend."
NV: „Wer sagt denn, dass du immer diese Nikki sein musst? Sei doch einfach die Nikki, die sich immer natürlich verhält."
N: „Wenn ich das mache, dann werden sie genauso wie Mama direkt danach fragen, ob ich schlechte gelaunt oder bedrückt bin. Die kennen mich doch nur so. Ich kann das jetzt nicht mehr ändern."
NV: „Das spielt sich doch nur in deinem Kopf ab. Du brauchst keine Angst oder sonst noch was davor zu haben, nicht immer die Witzige, Süße Nikki zu sein. Sie werden alle verstehen können, dass es normal ist, nicht immer gut gelaunt zu sein."
N: „Aber wir haben Festtage, wir feiern zusammen und spielen zusammen. Das ist der falscheste Moment, um schlechte Laune zu haben."
NV: „Und wer entscheidet das?"
N: „Wie…?"
NV: „Wer hat gesagt, dass man zu Feiern immer gut gelaunt sein muss?"
N: „Ist das nicht einfach Etikette?"
NV: „…Stimmt. Mein Fehler. Wo bleiben meine…"
N: „…Manieren?"
NV: „HA! JA genau! Wo bleiben meine Manieren?"
Am Supermarkt angekommen identifizierten sie sich und holten die benötigen Rationen für die gesamte Familie ab. Es ging direkt wieder nach Hause.
N: „Was wohl noch daraus wird? Ganze 2 Wochen…Ich liebe sie zwar alle, aber 2 Wochen mit ihnen können schon eine ziemlich lange Zeit werden…"