Ein kalter Mittwoch Mittag, eigentlich etwas zu früh um ihn als Mittag zu bezeichnen.
Seit ich arbeite passiert es nicht oft das ich mich schon so früh ins Getümmel stürze.
Zugegebenermaßen ist es eine starke Übertreibung, die vereinzelten Menschen, an denen meine Schritte mich vorbei tragen, als das zu bezeichnen.
Ein kalter Windzug streift mich und ich erwische mich dabei wie ich leise fluche. Erstaunt halte ich inne, so etwas sieht mir garnicht ähnlich, vulgär Sprache und vergleichbarem begegne ich sonst mit Vorsicht, verachten tue ich sie keinesfalls, doch da mein Job ein angemessenes Maß an Anstand von mir erfordert, sollte ich mir Vokabular des gleichen keinesfalls angewöhnen.
Dieses Mal vergebe ich mir jedoch, mein kleiner Ausbruch mir selbst zu verschulden und meinem ich, sieben Stunden in der Vergangenheit.
Ein erster Blick und ein kleiner gewagter Schritt vor die Türe, so trug ich noch meine Schlafbekleidung, sprachen schon Bände über den kommenden Tag, die kalte, feuchte Luft und die vollkommenende Absenz der Sonne kündigten einen kalten Tag an. In meiner Immensen Sturheit jedoch, traf ich die Entscheidung meine Behausung ohne Mantel, ja nichteinmal meiner Regenjacke, geschweige denn einem Schaal zu verlassen.
Wie viele meiner anderen Probleme, schreibe ich auch diese Entscheidung meiner Faulheit zu, besonders nachdem mein größtes Argument, diese Wahl zu treffen, de Möglichkeit war, das der Tag doch noch warm werden könnte und ich meine Jacke mit mir rumtragen müsste. Vollkommen absurd für einen Tag in der Mitte des Herbstes.
Schnellen Schrittes laufe ich auf ein Café zu, der erste Ort, der mir einen geheizten Raum und einen längeren Aufenthalt als zehn Minuten verspricht.
Vor dem Café ein kleiner Rolator.
Angekommen, öffne ich die Tür und atme auf, angenehme Wärme und eine nette Atmosphäre begrüßen mich.
Die Wärme breitet sich behutsam in mir aus, als ob sie die Aufregung und Freude in meinem Herzen erwecken wolle. Jeder Atemzug fühlt sich an wie ein Kuss der Zufriedenheit, und die Welt um mich herum scheint für einen kostbaren Moment stillzustehen.
Gerüche bedrängen meine Nase während ich tief einatme und meine Nasenflügel sich weiten.
Der süße Geruch von Gebäck und der angenehme Duft von Kaffee umströmen meine Sinne und lassen meine angespannten Muskeln erschlaffen.
Wie es sich herausstellt, doppelt dieses Caffé als Bäckerei und während die Leckereien am Tresen vielversprechend aussehen, kann ich sie leider nur anstarren und mit meinen Blicken verschlingen.
Mein Sohn, nun schon erwachsen, zwingt mich dieser schrecklichen, ja schon barbarischen Diet zu folgen, leider will ich ihn nicht enttäuschen und so füge ich mich meinem Schicksal.
Vom Eingang direkt zur Theke, reihe ich mich hinter den drei Personen vor mir ein.
Ein Teenager, etwa sechzehn Jahre alt, neon Grün gefärbte Haare und ein langes Band T-Shirt, direkt vor mir. Er riecht nach alten Energy Drinks und etwas nach Schweiß, außerdem noch ein anderer Geruch den ich nicht zuzuordnen vermag, aus den Kopfhörern die er trägt ist eine leichte Melodie, sowie Fetzen des Songtextes zu vernehmen, ich schnappe einpaar Worte wie, „giftig so wie Smogmog und kanadische Ware" auf, verstehen tue ich es deshalb aber nicht.
Direkt vor ihm eine ältere Dame, graues, schon fast weißes Haar und eine gekrümmte Haltung, gelehnt gegen den Tresen „der Rolator außerhalb des Cafés gehört sicherlich ihr", denke ich mir.
Ganz vorne ein Mann, etwa dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt.
Eine blaue, leicht verwaschene Jeans die förmlich an seinen Beinen klebt, man könnte meinen es sei eine Strumpfhose. Auf dem Oberkörper eine schwarze Winterjacke, mit Fell an der Kapuze, das Label an der Schulter gehört Canada Goose . Ungepflegter Bart und tiefe Augenschatten lassen vermuten, das er auch schon bessere Jahre erlebt hat.
Endlich bin ich an der Reihe, während es mich schmerzt, bestelle ich nur einen großen Kaffee und bezahle.
Mit Kaffee in der Hand mache ich mich auf, einen freien Tisch zu finden, was nicht sehr schwer zu dieser Stunde ist.
Nachdem ich ein schönes Plätzchen gefunden habe, setze ich mich und öffne meinen Laptop. Während ich früh von der Arbeit aufgebrochen bin, lässt sie mich auch in meiner Freizeit nicht in Ruhe.
Nach etwa zwanzig Minuten beschäftigtem Tippens, bemerke ich den Deko Kamin zum ersten Mal.
Ich wundere mich, wie er mir hätte entgehen können, denn es ist nicht einer der billigen Art, wo ein kleiner Bildschirm flackerndes Feuer abspielt, nein das Feuer sieht täuschend echt aus, auch wenn die Illusion, von der fehlenden Hitze die von ihm ausstrahlen sollte getrübt wird.
Dieser Kamin hat nichts von der traditionellen Holzfeuer-Gemütlichkeit, die man normalerweise mit Kaminen assoziiert. Stattdessen wirkt er modern und raffiniert, fast schon futuristisch.
Ich kann meine Augen einfach nicht von diesem ungewöhnlichen Schmuckstück abwenden. Seine glatten, sauberen Linien und die Illusion von Flammen, die in einem wahren Tanz aufzusteigen scheinen, haben mich wie verzaubert. Ich stelle mir vor, wie es wäre, vor diesem Kamin zu sitzen und den flimmernden Schein der scheinbar lebendigen Flammen zu genießen.
Doch die Neugier treibt mich weiter. Wie funktioniert dieser Kamin? Er scheint von einem anderen Zeitalter zu stammen, fast magisch in seiner Erscheinung. Nach einiger Zeit des Grübelns und intensiven Beobachtens ziehe ich mein Smartphone hervor und beginne zu recherchieren. Ich gebe Schlagwörter wie "moderner elektrischer Kamin", „Fake Kamin" und "flammenlose Kaminillusion" ein, schnell werde ich fündig.
Der Kern des Kamins besteht aus einem Wassertank, der aus hochwertigem 304 # Edelstahl gefertigt ist. In diesem Tank wird reines Wasser gespeichert. Die Wasserversorgung kann je nach Bedarf einfach aufgefüllt werden.
Sobald das Gerät eingeschaltet wird und die geeignete Spannung zwischen 110 und 240 Volt anliegt, beginnt der Wasserdampfkamin zu arbeiten. Das Wasser im Tank wird elektrisch erhitzt, wodurch es in unschädlichen Wasserdampf umgewandelt wird. Dieser Wasserdampf wird dann durch spezielle Düsen oder Düsensysteme geleitet und an die Oberfläche des Kamins abgegeben.
Der Dampf bildet eine Art Nebel, der durch geschickte Beleuchtungstechniken in den Kamin eingebracht wird. Dies erzeugt den optischen Effekt eines tanzenden, realistisch flackernden Feuers. Die schwarze Farbe und das Design des Kamins tragen dazu bei, dass die Flammenillusion besonders lebendig und überzeugend wirkt.
Als ich mich vom Anblick des Kamins wieder losreißen konnte, waren schon dreißig Minuten verstrichen und mein Kaffee nurnoch lauwarm.
Auch auf meinem Nachhauseweg kam der Kamin mir nicht aus dem Sinn, also beschloss ich mir genau so einen zuzulegen, als ich meinen Entschluss jedoch freudig meiner Frau mitteilte, schaute diese mich nur an als sei mir ein dritter Kopf gewachsen,
„Och ne Schatz, hast du jetzt noch etwas gefunden auf das du dich genauso fixierst wie Starwars? Lichtschwerter habe ich geduldet, aber ich kenne dich, am Ende haben wir in jedem Zimmer so ein Ding stehen, sogar in den Badezimmern. Wenn du auch nur ein so ein Ding bestellst, schläfst du zwei Monate auf der Couch!"
Nach dem Ultimatum meiner Frau, musste ich mich schweren Herzens damit abfinden, das ich mir doch keinen Deko Kamin zulegen konnte, die Hoffnung das sie irgendwann die Vorzüge eines solchen erkennen wird, sind jedoch nochnicht erloschen!!!