Chapter 2 - =Kapitel 1=

"FAHRER! Halten sie an und bringen sie mir unverzüglich einen Arzt. Die Prinzessin fühlt sich nicht wohl! Nas los!"

-Was ist passiert? Wo bin ich? Gerade eben war ich doch noch im Ballsaal und... ich bin gestorben. Nein, ganz ruhig Amelia denk darüber nach was passiert ist.-

Während Amelia völlig verwirrt versucht das eben erlebte Szenario zu überdenken und zu rekonstruieren musterte ein hagerer Mann mit asketischen seidenen Gewand die schweißgebadete Amelia mit besorgtem Blick. Ein kleiner, älterer Mann mit weißem Kittel stürmte an den Wagen, indem sich die Prinzessin befand und riss Sie aus ihren Gedanken.

"Prinzessin Amelia, was ist passiert? Ihr Fahrer meinte ihnen würde es nicht gut gehen."

"Alles in Ordnung, ich glaube ich bin nur etwas erschöpft. Ein wenig Wasser würde vielleicht helfen. Könntet ihr welches besorgen Doktor?"

"Sehr Wohl eure Hoheit, ich bitte euch um einen kleinen Augenblick euer Geduld."

Der Arzt rannte mit schwerem Atem zurück zu seinem eigenen Wagen während Amelia ihn mit interessierten Blick verfolgte und sah wie er verschwitzt einen großen Rucksack durchwühlte. Nach ein paar Augenblicken kramte er eine kleine Flasche gefüllt mit Wasser hervor, welche er umgehend mit großen Schritten zu ihr brachte. Erst jetzt bemerkte Amelia die unbekannte Umgebung und den klaren Sternenhimmel. Es ist klar das die stark besiedelte Stadt wohl weit entfernt liegen musste, da der Nachthimmel keinerlei Lichtverschmutzung zeigte.

"Hier ist euer Wasser eure Hoheit. Können wir uns dann wieder in Bewegung setzten?"

Anstelle des medizinischen Personals trat ein kräftiger Mann mit einer unbekannten Uniform und Waffen hervor, welcher Amelia die volle Wasserflasche überreichte.

-Was für ein ungewöhnlicher Dialekt-

"Bitte entschuldigt mein rüpelhaftes einmischen aber ich habe euren Leuten gebeten sich wieder in die Fahrzeuge zu begeben, da ich so schnell wie möglich weiterreisen möchte. Die Umgebung gefällt mir ganz und gar nicht. Diese Straße ist so tief im Wald das es ein Wunder wäre keinen Wegelagerern oder Gangs zu begegnen. Bitte lehnt euch entspannt zurück und versucht wieder zu schlafen. Wir sollten bald die Grenze nach Asahi überschreiten und dann anschließend am morgen die Hauptstadt erreichen."

-Asahi? Ist das nicht...-

Fragen über Fragen ließen Amelia wieder in ihren Gedanken versinken, sodass Sie ihre Umgebung und Gesprächspartner völlig ausblendete. Was macht ein Außenstehender bei ihr, warum ist sie selbst in diesem Fahrzeug, warum bewegen sie sich in Richtung der östlichen Gebiete. Der Soldat schüttelt nur den Kopf und klopft dem Fahrer an das Fenster um das Signal zur Weiterfahrt zu geben und nach wenigen Minuten führte die Kolonne aus drei Fahrzeugen ihre Fahrt weiter fort. Der Mond erhellte die Umgebung in einen faszinierenden und tiefen Blauton, welchen Amelia verschlafen und mit immer tiefer fallenden Augen bestaunte, bevor Sie in einen erneuten Tiefschlaf verfiel. Als sie die Augen wieder öffnete war es bereits helllichter Tag und überall ertönte das Geräusch von Vogelgezwitscher und einem hellem brummen von Insekten. Der gesamte Weg, welche die Kolonne bestritt, war mit blühenden Kirschbäumen versehen und schien wie ein Auszug aus einen Märchen als die Blüten im sanften Wind anfingen durch die Gegend getragen zu werden.

"Ihr habt Glück Prinzessin, zurzeit ist hier in Asahi die sogenannte Sakura Zeit. Das bedeutet das alle Bäume die ihr hier seht anfangen zu blühen und sobald solch ein lauer Windzug durch die Alleen zieht, werden die Blüten sanft von den Bäumen geweht. Ein traumhafter Anblick wenn man ihn zum ersten Mal sieht nicht wahr?"Der Fahrer, welche die Faszination der Prinzessin bemerkte, erklärte Amelia den Ursprung und die Bedeutung der Bäume, welche sie in diesem Moment so bestaunte. Amelia war über das Wissen des Mannes verwundert und mutmaßte anhand des fremden Aussehens das jener nicht zum ersten Mal in der Region unterwegs sei, da er soviel über dieses Land weiß.

"Kommen Sie hier aus der Gegend?"

"Oh ja. Ihr müsst wissen das mein Vater ein bekannter Schneider in einer Kleinstadt in der Nähe von Shuto ist. So bekannt, dass meine Mutter sich direkt in ihn verliebte als sie sich zum ersten mal in Shuto kennenlernten."

Nach wenigen Stunden erreichte Amelias Kolonne Shuto, die Hauptstadt von Asahi. Wie jede Stadt in der östlichen Nation war Shuto, neben den in die Höhe ragenden Hochhäusern mit vielen rustikalen Bauwerken versehen, welche einen altertümlichen und dennoch ästethischen Anblick boten. 

-Hm? Diese Soldaten... Das ist doch dieselbe Uniform wie der Mann gestern trug- 

Während ihrer durchfahrt durch die belebte Stadt füllen sich die Straßen zunehmend mit militanten Figuren und Maschinen. Die Soldaten selbst schienen von den Ereignissen um ihnen herum unbeeindruckt ihrem Tagesablauf weiter zu folgen. Nach einiger Zeit hielten die Fahrzeuge vor einen riesigen, mehrstöckigen Gebäude, welches trotz seiner modernen Bauart dennoch die Geschichte Asahis verkörpert. Amelia war sich sicher, das dies der Staatssitz von Asahi sei.

-Diese Bauart... unbeschreiblich.-

Amelia stieg fasziniert aus dem gepanzerten Fahrzeug aus, in welchen Sie die letzten Stunden ohne Pause verbrachte. Neben den Arzt, dem Pfarrer und ein paar Bediensteten schienen alle Begleiter dieser Fahrt aus Asahi zu stammen. Während sich Amelia noch eifrig umsah bemerkte sie den Soldaten der ihr letzter Nacht das Wasser brachte und sich nun gezielt auf sie zu bewegte.

"Bevor wir es vergessen, schaut bitte kurz hier her, ich helfe euch diese Ohrringe richtig anzubringen. Sie dienen als Übersetzungshilfe da ihr vermutlich nicht unserer Landessprache bemächtigt seid. Sobald Ihr sie tragt übersetzen Sie zufällig jedes gesprochene Wort in eure Sprache. Es wird sicherlich gewöhnungsbedürftig aber ihr werdet das schon fürs erste irgendwie hinkriegen..."

Der Soldat zeigte Amelia wie sie die diskret als Ohrringe designten Übersetzungshelfer richtig anlegt, sodass Amelia plötzlich mit einer Flut an Gesprächsinhalt überflutet wird und mit schmerzverzogenen Gesicht zusammen sackte. 

"Verdammt entschuldigt... ich habe vergessen die Kalibrierung richtig einzustellen."

Ohne zu zögern nahm der Soldat ein Tablet in die Hand und drehte an einem au dem Bildschirm angezeigtem Rädchen. Amelia bemerkte wie die artifizielle Stimme verstummte. 

"Nun sollte es besser sein. Ich bitte noch einmal vielmals um Verzeihung. Die Ohrringe sind so eingestellt, dass Ihr jede Sprache in einem 15° Winkel verstehen könnt. Beachtet dabei dass die Ohrringe multiple Stimmen erkennen und mit differenziellen Stimmausgaben wiedergeben. Heißt ihr hört keine monotone Stimme und könnt in einer Konversation die unterschiedlichen Quellen identifizieren." 

 

Während er ihr die Funktion der Ohrringe erklärt übergibt er Ihr ein Armband mit einem kleinem Bildschirm welches einer Smart-Watch ähnelt.

"Mit dieser Uhr könnt ihr die Ohrringe steuern und konfigurieren, sodass ihr in einem ruhigeren Raum nicht ständig umherschauen müsst."

 Amelia bemerkt während der Erklärung eine Gruppe von örtlichen Soldaten, welche hinter ihrem Einweiser stehen und scheinbar Wache standen. Als Amelia ihren Blick auf Sie fokussierte konnte Sie tatsächlich diese ihr vollkommen fremde Sprache verstehen als der künstliche Assistent direkt anfing ihr die gesprochenen Informationen zuzuflüstern.

"Wow ist die hübsch! Bist du dir sicher das sie erst sechzehn ist?"

"Wenn die Gerüchte von oben stimmen dann definitiv, aber vergiss nicht, die Chefetage sagt wir sollten bei der aufpassen da sich eventuell ein paar eingeschlichen haben!"

Während Amelia dem Gespräch lauschte wird sie plötzlich von ihrem Instruktor aus ihren Fokus gerissen als dieser sie anstupste und kurz an der Schulter rüttelte

"Prinzessin, da vorne kommt der Minister des Regierungsvorsitzenden von Asahi. Bitte versucht euch an die Lehren eurer Mutter zu erinnern. Egal wie ihr angesprochen werdet, bleibt höflich und besonnen. Vergesst nicht, dass ihr hier lediglich bei einem Staatsbesuch seid."

Seine Worte ließen Amelias Blut regelrecht gefrieren.

-Was hat es mit diesem Besuch auf sich... Wieso kann ich mich nicht erinnern!-

Wieder einmal befanden sich Amelias Gedanken in kompletten Chaos, durchdringt von Angst und Panik, während der Minister nur noch wenige Meter von ihr entfernt war. Doch mit einem tiefen Atemzug fühlte sich Amelia wieder ein wenig gefasster. Es fühlte sich beinahe so an als lege eine vertraute Hand auf ihrer Schulter und würde sie anleiten sie sich keine Sorgen zu machen.

"Prinzessin Redmond, schön das ihr, trotz dieses langen Weges, unversehrt hergefunden habt. Mein Name ist Akayama und ich bin beratender Minister des Supremator. Natürlich bin ich sofort zur Stelle falls ihr Fragen haben solltet. Sobald wir eintreten empfangt ihr Supremator Harada. Bitte sprecht das Staatsoberhaupt dementsprechend, dem Stande nach, angemessen an."

Eine handvoll Soldaten von Asahi, Amelia und Akayama betreten das beeindruckende Gebäude und zahlreiche Angestellte und Beamten beobachten die Gruppe mit aufgerissenen Augen. Die Gänge waren geschmückt mit Bildern, Rüstungen und Waffen aus der alt kaiserlichen Zeit des Landes, sowie einigen Portraits der vorherigen Staatsoberhäupter. Die Hinterlassenschaften erzählten förmlich eine Geschichte, welche den Aufstieg und Fall des Reiches beschrieb. Es dauerte nicht all zulange bis die Gruppe durch einen gesicherten Aufzug in einen großen Raum im oberen Bereich des Gebäudes ankommt. Die Aussicht überblickt einen Großteil der Stadt und ist atemberaubend. Der Raum selbst ist gefüllt mit Soldaten und scheinbaren Amtsträgern des Landes sowie einem Interior welches an Luxus und Prunk förmlich das Wort hochwertig in den Schatten stellt. Akayama drehte sich kurzerhand in Amelias Richtung und führte sie vor den Supremator von Asahi, während die Soldaten welche sie bis eben begleiteten in weiterer Entfernung hinter ihr stehen blieben. 

"Nun denn, vor euch befindet sich das Staatsoberhaupt sowie der gesamte Regierungsrat von Asahi. Eure Mutter, die Königin von Vibritan unterrichtete den Supremator über ein Hilfegesuch. Doch euren Gesichtsausdruck entsprechend scheint ihr unwissend über eure derzeitige Lage..."Die Worte des Ministers ließen die Stimmung im Raum schlagartig kippen und eine bedrückende Atmosphäre füllt sich mit jedem weiteren Wort.

"...aufgrund dieser angespannten Situation fragt sich dieser Rat, was euer Grund für diese abrupte Ankunft, in diesen unruhigen Zeiten ist?"

"Der Grund...?"

-Verdammt, ich kann mich nicht erinnern warum... ich kann mir nur an diesen Traum erinnern, was sag ich jetzt nur!-

"Verdammt, verzeiht meine Einmischung, jedoch habe ich vergessen einen wichtigen Bestandteil des Auftrages der Königin von Vibritan zu übergeben!"

Die bedrückende Stille, ausgelöst durch Amelias nervöses Nachdenken, wurde von dem Soldaten unterbrochen, welcher Amelia die Ohrringe übergab und sie auf der Reise begleitete. Ohne zu zögern übergab er dem Minister einen versiegelten Brief, welcher geöffnet und sofort an den Supremator übergeben wurde, nachdem mögliche Gefahren ausgeschlossen werden konnten. Innerhalb des Briefes befand sich ein USB-Stick und eine handschriftliche Nachricht, dessen Tinte leicht durch das dünne Papier durchdrückte. Nach einer kurzen Zeit schnippt der Supremator mit seinem Finger und die Soldaten hinter Amelia fingen an diese mit eisernem Griff an ihren schlanken Oberarmen festhalten. 

"Was zum! Was soll das werden! Lasst mich los!"

"Dieses Mädchen ist unverzüglich nach Ako zu bringen! Vermeidet die Öffentlichkeit und kümmert euch um die Anweisungen gemäß dieses Speichermediums!"

Trotz Amelias lautstarken Protest und verzweifelten Versuchen sich aus dem Griffen ihrer Festsetzer zu befreien, wird sie langsam mit stetigen Schritten aus dem Raum gezogen. Der Soldat, welcher vor kurzem noch ihre Rettung war, fing den USB-Stick welcher sein Befehlsgeber ihn im hohen Bogen zuwarf und Amelia dann mit stechenden Blick anstarrte.

"Hört auf euch zu wehren, ihr macht eure derzeitige Situation nur schlimmer für euch..."

Alle anwesenden Staatsträger schauen mit einem finsteren Blick zu, wie Amelia mit geballter Kraft und verängstigten Schreien gezwungen wird ein Schlafmittel zu schlucken und kurzerhand bewusstlos aus dem Raum gezogen wird.

"Lange wird das definitiv nicht gutgehen... Ich verlange eine stetige Beobachtung der Einrichtung sowie verschärfte Sicherheitsmaßnahmen."

Der Supremator lässt sichtmit einem tiefen seufzen in seinen Sitz fallen während die restlichen Minister ohne zu zögern anfingen die gegeben Aufgaben umzusetzen.

"Was denkst du Akayama mein Freund... Wie lange wird es dauern bis 'ER' auftaucht?"

"Schwer zu sagen... Seid Jahren ist 'ER' nicht mehr auf der Bildfläche erschienen, jedoch ist der Zeitpunkt für diesen Auftrag und den Angriff im Westen definitiv kein Zufall. Wir sollten definitv Vorsicht walten lassen, doch findet ihr wirklich das es eine gute Idee war die Prinzessin nach Ako zu bringen?"

"Wenn das was in dem Brief steht stimmt... dann müssen wir vom schlimmsten ausgehen und dann ist Sie unsere einzige Hoffnung. Einzig das Ergebnis ist wichtig, egal wie unmoralisch oder steinig der Weg auch sein mag."

Mehrere Stunden verstrichen als Amelia wieder zu Bewusstsein kam und sich in einen moderaten Zimmer wiederfand. Die Einrichtung wirkte wie ein simples Schlafzimmer und beinhaltete ein eigenes Badezimmer, jedoch fehlten Bereiche wie eine Küche, weswegen es mehr einem Zimmer einer Bildungseinrichtung oder eines Hotels ähnelte, als einem Gefängnis oder sonst einer Anstalt. Amelia selbst lag in einem komfortablen Bett, welches definitiv viel zu viel Platz für eine Person allein bot und sie bemerkte wie der Mond über ein Fenster in ihr Zimmer schien. Als Amelia aus ihrem Bett heraus aus dem Fenster schaute bemerkte sie, dass der Mond viel zu Hell schien und der Sternenhimmel selbst ganz anders aussah, als Sie ihn gewohnt war und ihre Gedanken strichen über ihre Lippen

"Wo... wo bin ich? Was haben sie mit mir gemacht..."