Es war wieder einer dieser regnerischen Schultage.
Ich wurde wach wegen dem nervigen Geschreie meiner Schwester, die versuchte mich wachzukriegen, was sie letzten Endes auch schaffte.
Als ich mich aufraffte und sie bemerkte, dass ich wach war, fragte sie mich "sag mal Bruderherz, willst du trotz so einem Wetter zur Schule gehen? Ich könnte auch anrufen und Bescheid geben, dass du krank seist"
Ich und Haru wohnen alleine in einer Wohnung, weil unsere Eltern getrennten Jobs nachgehen und keine Zeit für uns haben.
Ich bin Schüler auf einer Oberstufe und meine Schwester darf wegen gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Schule, weshalb sie Privatunterricht hat.
"Kommt Elena heute nicht? Und wieso willst du ausgerechnet, dass ich zuhause bleibe, nur weil es draußen ein bisschen regnet?" Antwortete ich misstrauisch als ich die Jalouisie hochzog.
"Na, weil..." Aber bevor Haru etwas erwidern konnte, fiel ich ihr sofort ins Wort.
"Lass mich raten. Du fühlst dich einsam?" Stellte ich fest und runzelte meine Stirn.
Mit einem kurzen Öffnen ihres Mundes schien sie etwas erwidern zu wollen, was sie sich jedoch anders überlegte und nur mit einem leichten Nicken letzten Endes antwortete.
Wir beide schwiegen, während Ich anfing mich umzuziehen und es schien als würde Haru mein Zimmer wortkarg verlassen wollen, bis ich sie wieder ansprach und sie stehen blieb.
"Wie wäre es wenn ich heute Abend wieder Yakisoba für uns beide mache?" Fragte ich sie und wartete auf eine Reaktion.
Ihre Haltung verriet mir, dass ihre Augen anfingen zu glitzern.
"Was?! Wirklich, Bruderherz?! Ich hab solange keine Yakisoba-Nudeln mehr gegessen." Haru fing an sich an den Geschmack der Yakisoba-Nudeln zu erinnern und man sah, wie ihr der Sabber leicht den Jumpsuit hinab tropfte.
Mit einem Lächlen versicherte ich ihr, dass sie heute wieder Yakisoba-Nudeln essen könne, woraufhin sie fröhlich aus meinen Zimmer rannte.
"Haru geht bei Yakisoba genau so ab, wie bei Süßigkeiten" stellte ich fest und brabbelte vor mich hin.
Haru schien sehr einsam zu sein, wenn ich nicht grade da bin.
Ich zog mir meine Schuluniform an und mein Blick fiel auf meine schwarze Brille, von der ich mich blitzschnell wieder abwandte.
Ich richtete die Krawatte und verließ mein Zimmer.
"Bruderherz, Oma hat angerufen. Sie will wissen, ob wir uns auch gut ernähren" erläuterte mir Haru.
Unsere Oma finanziert zusammen mit unserem Vater unseren Unterhalt der Wohnung.
Deshalb fragt unsere Oma oft nach, ob es uns gut geht.
"Ich ruf nach der Schule zurück" Erklärte ich Haru und ging Richtung Haustür.
"Willst du gar nicht deine Brille tragen, Bruderherz?" Fragte mich Haru, worauf ich mit einem "Ich benutze sie nicht mehr" antwortete.
Als ich mir dir Schuhe anzog, fühlte ich, wie Haru in ihrem schwarzen Jumpsuit hinter mir stand und mich anstarrte.
"Darf ich sie vielleicht..." Aber weil ich schon sofort bemerkte, was sie Fragen wollte, antwortete ich ihr sofort mit einem "ja kannst du." worauf sie vor Freude sprang und in mein Zimmer rannte.
Ich nahm mein Lunchpaket, was ich mir am gestrigen Tag gemacht hatte und packte es in meine Schultasche, worauf ich die Haustür öffnete, mich mit einem "Bis nachher" verabschiedete und dann hinaus ging.
Hinter mir hörte ich noch grell und leise wie meine Schwester Haru mir ein "viel spaß" zu rief und so ging ich zu Schule.
Der Regen plätscherte leise und ich öffnete meinen Regenschirm.
Gestern hatte das neue Schuljahr begonnen und ich hatte mir vorgenommen, die Jahre davor hinter mir zulassen, aber irgendwie bin ich immer noch so still und Wortkarg wie eh und je.
Jedoch hatte ich vor einem Jahr, im ersten Oberstufen Jahr meinen jetzigen besten Freund Zake Knagge kennengelernt.
Zake ist eine ziemlich wechselhafte Persönlichkeit und besitzt nur wenig Freunde, genau wie ich.
Jedoch fühlt es sich so an, als würde er mir nicht alles erzählen, wenn ihn etwas bedrückt, was natürlich seine Sache ist.
Als ich grade am Park Vorbei ging, bekam ich schon eine Nachricht von meinen Handy.
Ich hatte anscheinend meine mobilen Daten nicht ausgestellt und bekam eine Nachricht von Haru, die mir einen Newsbeitrag gesendet hatte.
"Achtung. Weiterer Mordfall in London. Gestern Abend im Bezirk Southwark starb eine Frau sowie ein Kind, eines unnatürlichen Todes. Den Gerüchten nach solle es sich wieder um einen der Mutanten-Gang-Mitglieder handeln, die wahllos unschuldige Menschen töten.
Falls sie mehr wissen, bitte melden sie sich unter dieser Nummer 020 ////////"
Unter diesem Beitrag schrieb mir Haru noch "Das soll in der Nähe von Papa passiert sein... was sollen wir nur tun, Bruderherz?"
Solche Vorfälle wiederholten sich in letzter Zeit.
Wöchentlich gab es immer mindestens eine Nachricht, in denen diese Mutanten jemanden umgebracht oder schwer verletzt haben.
Jedoch wurde gesagt, dass die Regierung nichts gegen diese Monster ausrichten könn, weil sie Fähigkeiten besaßen, die mit den Superkräften der Superhelden aus den Comics gleichzusetzen wären.
Ich hoffe das Papa nichts passiert.
Um meine Schwester wieder aufzubauen schrieb ich ihr "Mach dir keine Sorgen. Papa ist Firmenchef, er wird bestimmt in Sicherheit sein." und so ging ich weiter und schaltete meine Mobilen Daten aus, um keine weiteren Nachrichten mehr zu kriegen, denn immerhin komme ich gleich schon in der Schule an.
In der Schule angekommen bemerkte ich schnell, dass ich früh dran war als und jetzt warten muss bis der Unterricht begann.
Ich ging ins Schulgebäude, machte meinen Regenschirm zu und schüttelte die Regentropfen weg.
Dann stellte ich meinen Regenschirm in meinen Spind und zog mir meine Schulschuhe an.
Hier in Japan ist es üblich, dass man in den Schulen nicht herausstechen soll und somit Schuluniformen tragen muss.
Ich finde dieses Prinzip ziemlich ansprechend.
Als ich meine Schuhe auf den Boden trat, um sicherzugehen, dass sie nicht locker liegen waren, kam schon die nächste Schülerin.
Mei Hasagawa. Sie ist im dritten Jahr unserer Schule.
Ohne an mir einen Blick zu vergeuden, zog sie ihre Schuhe an und ging in richtung Klassenzimmer.
Ich, der jeden ihrer einzelnen Schritte fasziniert und schweigend beobachtet hatte, bemerkte schnell durch ein klopfen auf meiner Schulter das noch weitere Schüler eingetroffen waren.
Mit einem leichten "Hey" begrüßte mich Zake, der mir daraufhin tief in die Augen schaute, woraufhin ich mit einem "W-Was ist den?" panisch antwortete.
"Schon ok." Antwortete er und fasste sich an die Nase.
Nach einer langen Pause fügte er jedoch noch ein "Hast du heute auch schon die Nachrichten gelesen?" hinzu und wartete gespannt auf meine Antwort.
Worauf ich mit einem "Ja hab ich" antwortete.
"Haru hat mir auf dem Schulweg den Beitrag von London geschickt. Ich denk mir immer noch, wieso Niemand etwas gegen diese Mutanten tut." Ich konnte sehen, wie Zake mich still anschaute und er nicht wusste, was er darauf erwidern soll.
Deshalb antwortete er mit einem "Lass zusammen in unsere Klasse gehen"
In der Klasse angekommen, setzte sich Zake sofort auf seinen Platz und ich starrte seinen Rücken an, bis ich feststellte, das Zake nicht mehr mit mir reden wollte.
Wortkarg setzte ich mich auf meinen Platz, der 3 Plätze hinter Zakes war.
Hatte ich ihn vielleicht mit meiner Antwort verletzt?
Bevor ich jedoch weiter dadrüber grübeln konnte, kam schon unser Lehrer in den Raum und befahl uns, unsere Bücher aufzuschlagen.
Minuten nach seiner Ankunft begann dann mit allen Anwesenden der Mathematikunterricht.
Die Tafel war mit weißer Farbe gefüllt.
Überall standen Formeln, mit denen wir lernten.
Jedoch fiel es mir schwer, meine Konzentration aufrecht zu erhalten, und so begann ich, in meiner Schultasche nach meinem Sketchbook zusuchen.
Leider musste ich feststellen, dass ich es zuhause vergessen hatte.
Als der Mathematikunterricht sich dem Ende neigte und der Lehrer sich für heute verabschiedete, begann die Schulglocke zu läuten.
Normalerweise würde ich jetzt mein Essen nehmen und mich zu Zake setzen, aber ich ging davon aus, ihm damit zu nerven, also saß ich an meinen Platz und aß mein Tamagoyaki alleine.
Während des Essens schaltete ich meine mobilen Daten wieder ein und bekam eine neue Nachricht von Haru. "Elina kommt Heute nicht mehr. Sie sagte, sei krank und würde übermorgen wieder kommen."
Worauf ich ihr mit einem "Alles klar." antwortete.
Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich etwas vergessen hätte.
"Haru? Ist Heute ein besonderer Tag?" Fragte ich sie.
Sie jedoch antwortete mit einem "Nein eigentlich nicht"
Komisch.
Irgendwie kam es mir so vor, als sei heute irgendwas anders. Aber bevor ich weiter drüber nachdenken und mein Tamagoyaki weiteressen konnte, kam schon die Klassensprecherin auf mich zu.
"Sota? Kann ich dich mal sprechen?"
Ich nickte und so gingen wir zusammen in den Flur.